piwik no script img

heute in hamburgEine Ernte für alle

Foto: privat

Wolfgang Gerull, 65, Dozent in der Erwachsenenbildung. Ist seit Ende 2016 Landwirt im Nebenerwerb und Mitbegründer der Solidarischen Landwirtschaft Nordheide.

Interview Jonatan Goldbach

taz: Was ist Solidarische Landwirtschaft überhaupt?

Wolfgang Gerull: Bei der Solidarischen Landwirtschaft schließen sich „Verbraucher“ mit Landwirten zusammen und tragen gemeinsam alle Kosten, die in der Landwirtschaft entstehen. Gemeinsam werden Anbau, Pflege und Ernte geplant. Die Ernte wird dann an alle Solawistas verteilt.

Welche Erfahrungen haben Sie selbst gemacht?

Nur gute,schön ist es wenn Aktionen auf dem Acker sind, wenn Erntedankfest gefeiert ist, wenn alle zusammenkommen und zusammenarbeiten

Was muss ich tun, um bei der Solidarischen Landwirtschaft einzusteigen?

Einfach mitmachen, man muss Gemüse mögen und bereit sein mitzuhelfen. Auf dem Acker, die Ernte raus fahren, mal eine Veranstaltung mit organisieren und bereit sein den eigenen Anteil der jährlichen Kosten beizutragen.

Welche Vorteile hat so eine Art der Landwirtschaft?

Gegenüber der Direktvermarktung oder der Belieferung des Großhandels hat der Landwirt bei der Solidarischen Landwirtschaft kein Vermarktungsrisiko. Weil zum Beispiel der Kohlrabi nicht groß genug oder die Gurke zu krumm ist. Außerdem wird immer die gesamte Ernte verteilt.

Welche Probleme können auftreten?

Ernsthafte Probleme kann es durch Wettereinflüsse geben, durch Hagel, Überschwemmung oder wenn das Getreide nicht richtig wächst.

Wo sind solche Projekte besonders erfolgreich?

In Deutschland gibt es bereits über 150 Betriebe und Gemeinschaften, die nach dem Prinzip der Solidarischen Landwirtschaft arbeiten. Ungefähr dieselbe Anzahl befindet sich in der Gründungsphase. In Europa und Übersee ist die Solidarische Landwirtschaft unter dem Namen Community Supported Agriculture (CSA) noch mehr verbreitet.

Was erfahren die Besucher*innen bei der Veranstaltung?

Sie werden einen Einblick in die Entstehungsgeschichte der Solawi Nordheide bekommen. Außerdem werden Wirtschafts- und Anbaupläne vorgestellt. Es wird gezeigt, zu welchen Nachhaltigkeitszielen (SDG) Solidarische Landwirtschaft einen Beitrag leistet.

Vortrag und Diskussion „Ran ans Gemüse“, Bürgerhaus Wilhelmsburg, Mengestraße 20, 19 Uhr

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen