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heute in hamburg„Nicht einschlafen“

Vortrag Sabine Minninger fordert mehr Engagement gegen den Klimawandel

Foto: privat
Sabine Minninger

41, ist Dipl.-Geografin und Referentin bei Brot für die Welt. Ihr Arbeitsschwerpunkt ist Klimagerechtigkeit.

taz: Frau Minninger, was bedeutet Klimagerechtigkeit?

Sabine Minninger: Klimagerechtigkeit heißt, den Menschen, die am wenigsten zum Klimawandel beigetragen haben, aber am meisten darunter leiden, bei der Schadensbewältigung zu helfen. Die Verursacher der Erderwärmung – die Indus­trie-, Entwicklungs- und Schwellenländer – sollen die ärmsten Staaten finanziell und technisch unterstützen: zum einen dabei, selbst eine Energiewende herbeizuführen, zum anderen dabei, sich an die Folgen des Klimawandels anzupassen oder nach Schäden zu erholen.

Das Pariser Klimaabkommen allein reicht also nicht, um die Erderwärmung zu bremsen?

Nein. Das Abkommen ist bisher ein zahnloser Papiertiger. Ausruhen sollte man sich nicht darauf. Das Wichtigste ist jetzt, die festgelegten Ziele umzusetzen.

Ich sehe nicht, dass das gerade passiert – weder in Deutschland noch in anderen Ländern.

Was kann der Einzelne für den Klimaschutz tun?

Jeder kann sein Konsumverhalten ändern. Beim Energieverbrauch ist das ja einfach: Man steigt eben auf einen Anbieter um, der Strom aus erneuerbaren Energien erzeugt. Schwieriger wirdes bei der Ernährung und Mobilität. Mit beiden Themen tun sich die Leute schwer. Im Grunde genommen müsste man ganz auf Fleisch- und Milchprodukte verzichten. Dann wäre ein Riesenproblem gelöst. Beim Verkehr gibt es große Unterschiede, je nachdem, ob man mit dem Flugzeug, dem Bus oder dem Rad unterwegs ist. Natürlich richtet sich die Mobilität aber auch nach dem Standort. Wo es wenig ÖPNV gibt, muss das Verkehrsnetz ausgebaut werden.

Im Wahlkampf hat der Klimaschutz kaum eine Rolle gespielt. Soll die Hamburger Klimawoche ein Zeichen dafür setzen, das Thema wieder mehr zu beachten?

Unbedingt. Man hat schon fast Angst, dass die breite Öffentlichkeit glaubt, mit dem Pariser Klimaabkommen wäre das Problem gelöst. Das Abkommen erkennt aber nur an, dass es ein Problem gibt und dass man etwas tun muss. Es muss jetzt auf staatliche Ebene heruntergebrochen und umgesetzt werden. Für Deutschland bedeutet das den Ausstieg aus der Kohle. Eine breite Öffentlichkeit sollte sich dafür einsetzen. Falls alles wie bisher weitergeht, treffen uns die Folgen des Klimawandels irgendwann genauso hart wie die armen Länder.

Interview Christina Mikalo

Vortrag: „Climate Justice Now!“: 19 Uhr, Centro Sociale, Programm: www.klimawoche.de

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