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heute in hamburg„Integration ist nie einseitig“

EHRUNG Initiative „Wohnbrücke“ für Geflüchtete wurde für den Integrationspreis 2017 nominiert

Foto: Thomas Effinger
Anne Woywod

46, Rechtsanwältin, Mitgründerin und ehrenamtliche Vorstandsvorsitzende der Hamburger „Wohnbrücke“.

taz: Frau Woywod, wie hilft Ihre Initiative Geflüchteten in Hamburg?

Anne Woywod: Die „Wohnbrücke“ vermittelt Wohnungen unbefristet an einzelne Flüchtlinge und Familien. Das Besondere ist, dass sie nicht nur bei der Wohnungssuche, sondern auch während der Zeit der Miete durch geschulte Wohnungslotsen unterstützt werden. Das sind in der Regel Ehrenamtliche, die schon vorher mit Geflüchteten gearbeitet haben.

Wozu braucht es Ihre Initiative, wenn es auch staatlichen Wohnraum für Geflüchtete gibt?

Wir verstehen uns als Ergänzungsangebot. Deswegen zielen wir sehr stark auf private Vermieter ab. Durch das persönliche Kennenlernen sowohl der Vermieter als auch der Mieter können wir sehr genau vermitteln und den Vermietern auch das Gefühl geben, dass es mit der Person, die einzieht, klappt.

Aber wäre diese Vermittlung von Wohnraum nicht eigentlich eine staatliche Aufgabe?

Grundsätzlich ist das richtig, allerdings sehe ich Integration als gesamtgesellschaftliche Aufgabe an und damit auch im Wesentlichen als eine Leistung, zu der die Zivilgesellschaft etwas beitragen muss. Integration ist nie einseitig, sondern bedeutet auch, dass die aufnehmende Gesellschaft etwas dafür tun muss. Wir unterstützen Vermieter, die an Flüchtlinge vermieten wollen, aber noch Vorbehalte haben.

Wie hängt für Sie eine gelungene Integration mit der Organisation von Wohnraum zusammen?

Integration kann nur da klappen, wo die Voraussetzungen dafür geschaffen sind. Die sind nicht gegeben, wenn viele Geflüchtete auf engstem Raum untereinander leben. Wichtig sind Begegnungen mit der Bevölkerung.

Was bedeutet die Nominierung für den Integrationspreis für Ihre Arbeit?

Es ist ein wichtiges Sprungbrett, um mehr Vermieter auf uns aufmerksam zu machen und vielleicht auch zur Nachahmung in anderen Städten anzuregen.

Interview phis

Preisverleihung des ersten bundesweiten Integrationspreises 2017 an Nachbarschaftsprojekte: 18 Uhr, Schuppen 52, Australiastraße 52

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