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heute in hamburg„Es ist jemand bei mir“

Trauerarbeit Das Kinderhospiz „Familienhafen“ unterstützt Betroffene auf ihrem letzten Weg

Foto: privat
Tanja Petrowski

39, ist zuständig für Öffentlichkeits-und Trauerarbeit im „Familienhafen“. Sie begleitet betroffene Familien.

taz: Frau Petrowski, warum arbeiten Sie in einem Kinderhospiz?

Tanja Petrowski: Vor 2012 waren wir selber eine betroffene Familie, und nachdem mein Sohn verstorben ist, habe ich mich dazu entschlossen, im Familienhafen als Vorstand zu arbeiten.

Inwiefern hilft ein Kinderhospiz den Familien?

Es gibt psychosoziale Entlastungen. Man gehört nicht länger zur Randgruppe, sondern merkt, dass man weiter Teil der Gesellschaft ist. Und es bringt für die Geschwisterkinder einen gewissen Alltag ins Leben und gibt ihnen die wichtige Chance, selber mal die Nummer eins zu sein.

Wie wird den Betroffenen geholfen?

Das kommt auf die Schwere der Erkrankung und den Grad der Kognitivität an. Die Kinder bekommen einen persönlichen Ansprechpartner, der dann beispielsweise Ausflüge mit ihnen macht. Es geht darum, dass die Kinder merken: Es ist jemand bei mir.

Wie werden Familien auf das Sterben vorbereitet?

Das tun die Familien oftmals selber. Es entwickelt sich meistens im Laufe der Zeit, das ist ein bisschen anders als bei Erwachsenen. Da ist es ja tatsächlich so, dass ein Hospiz erst in der Fi­nalphase in die Familien geht. Bei uns ist es so, dass die Kinder durchaus noch zwanzig oder dreißig Jahre leben können.

Und trotzdem sind Sie dann die ganze Zeit in einem Kinderhospiz?

Genau. Und dadurch ist es eben eine wirkliche Entwicklung, die wir als Mitarbeiter begleiten.

Welches Erlebnis hat Sie auf Ihrer Arbeit besonders berührt?

Das kann man gar nicht so genau sagen. Mich berühren ganz viele Momente. Besonders natürlich die Augenblicke mit den Kindern: Wie viel Lebensfreude sie einem noch geben und das Leben einfach so nehmen, wie es ist.

Worauf möchten Sie mit Ihrer Podiumsdiskussion aufmerksam machen?

Wir wünschen uns, dass das Thema ein bisschen enttabuisiert wird, und die Menschen, die dort hinkommen, merken: Auch diese Familien sind völlig normal. Obwohl sie andere Herausforderungen haben.

Welche Themen werden Sie ansprechen?

Es werden heute Abend die beiden Familien, die da sind, und die Arbeit der Ehrenamtlichen vorgestellt. Wir möchten zeigen, was das Leben mit solchen Kindern mit sich bringt.

Interview Frederike Lindemann

Podiumsdiskussion mit Betroffenen: 19 Uhr, Familienhafen e. V., Nernstweg 32

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