heute in hamburg: „Kompetenz vermitteln“
Schule Das Albrecht-Thaer-Gymnasium wird als erste „Verbraucherschule“ Hamburgs ausgezeichnet
45, ist stellvertretender Schulleiter des Albrecht-Thaer-Gymnasiums im Stadtteil Hamburg-Stellingen
taz: Warum müssen Schüler das Konsumieren lernen, Herr Schröder?
Oke Schröder: Unsere Aufgabe ist es, mündige Bürger zu entlassen, die hinsichtlich ihres Konsumverhaltens bewusste Entscheidungen treffen können. Wir möchten unsere Schüler zum bewussten Umgang mit Medien, Warengütern und Finanzangeboten anregen. Dazu benötigen sie nicht nur Fachwissen, sondern auch Lebenskompetenzen, die man auch und vor allem in der Schule erwerben kann.
Ist die Vermittlung dieses Wissens nicht Aufgabe der Eltern?
Das schon, aber die haben nicht die Möglichkeit, Experten einzuladen oder den Kindern ein Thema eine Woche lang intensiv näherzubringen. Und das Thema Konsumverhalten können Eltern aufgrund seiner schnellen Entwicklung und hohen Komplexität vielleicht gar nicht in der Form verfolgen, wie wir es als Schule können. Solche Themen – Konsum, Nachhaltigkeit, Ernährung und Klima – können wir konzentrierter und mit möglicherweise besser gesichertem Wissen vermitteln.
Wie vermitteln Sie diese Themen?
Wir binden sie in allen Klassenstufen in geeignete Fächer wie Biologie, Geschichte und Politik-Gesellschaft-Wirtschaft ein. Außerdem organisieren wir Projekttage oder -wochen und arbeiten mit Experten oder auch mit den Eltern zusammen. Dabei konzentrieren wir uns auf die Vermittlung sowohl zentraler Werte als auch praktischer Kenntnisse für den Alltag. Zum Beispiel binden wir die Schüler in die Gestaltung unseres weitläufigen und grünen Geländes ein oder organisieren einen Tag im Supermarkt, an dem die Schüler sich mit Werbestrategien und der Wertigkeit bestimmter Verpackungssiegel auseinandersetzen.
Was bedeutet es für Sie, Verbraucherschule zu sein?
Wir haben schon vor unserer Teilnahme am Projekt Verbraucherschulen zu den einzelnen Themen gearbeitet, freuen uns aber sehr über das Unterstützungsangebot durch die Verbraucherzentrale, die uns zum Beispiel Experten vermitteln kann. Sie stellt eine gute, kritische Alternative zu den zahlreichen kommerziellen Anbietern aus dem Finanz- oder Medienbereich dar, die zu Werbezwecken versuchen, in die Schulen zu kommen.
Interview: Lena Eckert
Das Gymnasium erhält heute die Auszeichnung als „Verbraucherschule“
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