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heute in hamburg„Vorurteile reflektieren“

Humanismus Öffentliche Vorlesung über Friedensbildung und Feindbilder beginnt

Foto: Saskia Blatakes
Nils Zurawski

48, Dozent am Institut für kriminologische Sozialforschung der Uni Hamburg, hat die Vorlesungsreihe mitorganisiert.

taz: Herr Zurawski, was macht die Vorlesungsreihe über Friedensbildung und Vorurteile so besonders?

Nils Zurawski: Dass es in Hamburg keine andere öffentliche Veranstaltung gibt, die sich alljährlich so konsequent und multiperspektivisch mit Frieden, Zusammenleben und alternativen Konfliktlösungen befasst.

Zum Auftakt geht es um unbewusste Vorurteile und Feindbilder. Ein wenig erforschtes Thema?

Ich bin nicht sicher, ob es wenig beforscht ist. Fakt ist aber, dass über unbewusste Feindbilder kaum berichtet wird. Über das, was wir alle haben, aber nie so richtig reflektieren. Denn das sind oft gar keine Reaktionen auf Erlebtes, sondern tradierte Stereotypen – etwa über Sinti und Roma. Kaum jemand kennt sie näher, aber das Feindbild ist da.

Ist das anerzogen?

Vielleicht. Jedenfalls wird es unterschwellig vermittelt, in der Schule und im Freundeskreis zum Beispiel. Wobei es ja erstmal nichts Schlimmes ist, Vorurteile gegen Fremde zu haben.

Finden Sie?

Ja. Es ist eine Schutzfunktion des Menschen zu sagen: Da ist jemand, den ich nicht kenne, also bin ich skeptisch. Wenn er dann lächelt, man sich die Hände schüttelt, entspannen wir uns. Wichtig ist aber, dass wir zu unserer Skepsis stehen. Nur Haltungen, derer wir uns bewusst sind, können wir verändern und verhindern, dass sie in Feindbilder umschlagen. Aber wenn Sie Leuten sagen, ihr dürft das nicht empfinden, hören Sie Sprüche wie „Das wird man ja wohl noch sagen dürfen.“

Welches wäre der nächste Schritt?

Diesen Menschen zu sagen: Die Welt ist komplexer als unsere und eure Feindbilder, und das ist nicht schlimm.

Aber wie wollen Sie Pegida- und AfD-Anhänger mit der Komplexität dieser Welt versöhnen?

Indem man früh anfängt. Schon den Kindern beibringt, dass die Welt kompliziert ist und dass das nichts macht. Und dass es nicht um Abwehr, sondern um Frieden geht. Um Konfliktlösungsmodelle. Darum, eine humanistische Grundhaltung einzuüben

Interview: PS

Auftakt der Vorlesungsreihe „Friedensbildung – Entstehung und Überwindung unbewusster Vorurteile und Feindbilder“ mit der Soziologin Ulrike Borchardt, dem Kriminologen Nils Zurawski und dem Sozialpsychologen Phil C. Langer: 16.15 Uhr, Uni Hamburg, Hörsaal Technische und Makromolekulare Chemie, Bundesstraße 45

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