heute in hamburg: „Leuchttürme sind beliebt“
Fotoausstellung Für Reinhold Scheiblich hat in Westerheversand eine Leidenschaft begonnen
67, Autor und Künstler, fotografiert seit 30 Jahren Leuchttürme, mit Vorliebe an der Ost- und Nordseeküste.
taz: Herr Scheiblich, Sie reisen durch ganz Deutschland, um sich Leuchttürme anzugucken. Woher die Leidenschaft?
Reinhold Scheiblich: In erster Linie bin ich Fotograf und habe, zusammen mit einem Historiker, vor 30 Jahren einen Bildband zu Schleswig-Holstein erstellt. Damals stießen wir eher zufällig auf den Leuchtturm in Westerheversand. Da hat’s gefunkt. Seither habe ich viele Archive der Wasser- und Schifffahrtsämter durchforstet.
Was haben Sie dabei herausgefunden?
Dort, wo Leuchttürme stehen, ist es meistens am schönsten. Das maritime Flair, die Ausstrahlung – Leuchttürme sind sehr beliebt und werden in der Natur überhaupt nicht als Fremdkörper wahrgenommen.
Das hat auch etwas mit Identifikation zu tun, oder?
Klar! In Ostfriesland steht der Pilsum, dort hat Otto mal in einem seiner Filme gewohnt. „Otto, der Außerfriesische“ hieß der. Seither ist der Turm ein Wahrzeichen für Ostfriesland.
Welche Türme finden Sie besonders schön?
Zunächst mal müssen Sie wissen, dass die deutsche Post eine Briefmarkensonderserie mit Leuchttürmen herausgebracht hat. Das sind die beliebtesten Marken! 27 der 28 Motive habe ich fotografiert.
Dann können Sie ja gut einschätzen, welche die sehenswerteren sind.
Die Türme an den Küsten bieten viel Flair, etwa der Staberhuk auf Fehmarn. Der Oberbaum des Staberhuk – darin befindet sich die Laterne – stammt von einem englischen Turm, der in Helgoland stand. Nachdem die Deutschen die Insel gegen Sansibar mit den Engländern getauscht hatten, wurde der englische Turm auf Helgoland abgerissen und der Oberbaum auf den neuen Staberhuk versetzt. Der Maler Ernst Ludwig Kirchner verbrachte seine Sommermonate im Staberhuk.
Zeigen Sie auch Leuchttürme außerhalb Deutschlands?
Nein, aber es gibt schöne Bilder von einem Turm in Lindau am Bodensee. Im Hintergrund sind die Alpen zu sehen.
Was bietet die Ausstellung noch?
Normalerweise kommt man bei Besichtigungen niemals in den Laternenraum, wo die Linse ist. Bei uns kann man sehen, wie diese aufgebaut ist. Und wir stellen Münzen aus, auf denen die Leuchttürme von Alexandria und Messina abgebildet sind.
Interview: David Joram
„Deutschlands Leuchttürme“: 9–16 Uhr, Bibliothek der Helmut Schmidt Universität, Holstenhofweg 85. Bis 28. Februar 2017
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