heute in hamburg: „Glücklichsein ist eine Kunst“
BEZIEHUNGEN Der Direktor des Happiness Centre erklärt heute, wie man Glück erlernen kann
55, ist Stadtplaner und forscht über Stadtentwicklung und Glück bei dem „Brutto-Quartier-Glück“ Projekt.
taz: Herr Bloem, ist ein breites soziales Glück möglich?
Mario Bloem: Ja, es ist möglich, aber abhängig davon, welche Ziele man sich setzt. Man kann wirtschaftliche Ziele haben, wie immer mehr Geld zu verdienen – oder andere, die über solche Dinge hinausgehen. Wir vom „Brutto-Quartier-Glück“, ähnlich wie die Arbeit vom Gross National Happiness Centre in Bhutan, stellen diese Frage: Ist das Ökonomische das Ziel unseres Lebens oder haben wir andere Ziele?
Wonach soll man sich richten?
Gute Beziehungen mit anderen Menschen sind wesentlich. Das Leben ohne emotionalen Stress, in einer konfliktfreien Umgebung, trägt zum Glück bei. Zudem führt die Beobachtung von sich wohlfühlenden Menschen auch zu Wohlbefinden, dank unseren Spiegelneuronen. Ein dritter Faktor ist die Sinnhaftigkeit: wenn man das weite Ziel seines Lebens erkennt, ist es einfacher, Schwierigkeiten zu überwinden.
Kann man das Glück nach solchen Faktoren auch messen?
Ja, wir machen das auf unserer Webseite mit einem Fragebogen. Es gibt über 160 Fragen, aus denen ermitteln wir das Glück oder die Unzufriedenheit in den verschiedenen Stadtquartieren. Ein Indikator ist zum Beispiel das Verhältnis mit den Nachbarn: Ob man mit denen streitet oder nicht, ist relevanter Aspekt für das Glück.
Kann man also nur unter bestimmten praktischen Umständen glücklich sein?
Glücklichsein ist eine Kunst, die erlernbar ist. Wie Ha Vinh Tho erklärt: Das Glück ist eine Fähigkeit, die man trainieren kann. Das sollte in der Schule gelernt werden.
Interview:ANNA DOTTI
Vortrag „Kann man Glück lernen?“, mit Ha Vinh Tho, Direktor des Gross National Happiness Centre in Bhutan, organisiert vom „Brutto-Quartiers-Glück“: 19 Uhr, Kurt-Tucholsky-Schule, Eckernförder Str.70
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen