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heute in hamburg"Weniger Unfallopfer"

RaSEN Fahrradclub und Polizei debattieren über Sinn und Unsinn von flächendeckendem Tempo 30

Foto: privat
Dirk Lau

50, Redakteur, ist seit 2010 Sprecher des Allgemeinen Deutschen Fahrrad-Clubs und sitzt im Vorstand.

taz: Herr Lau, in wie viel Hamburger Straßen gilt Tempo 30?

Dirk Lau: Laut Verkehrsbehörde in 50 bis 60 Prozent der Straßen. Um das zu vereinheitlichen, fordern wir jetzt flächendeckend Tempo 30.

Also in allen Straßen?

Nein. Wir wollen vielmehr, dass die Basisgeschwindigkeit in der Stadt von 50 auf 30 Stundenkilometer reduziert wird. An Hauptverkehrsachsen könnte weiter Tempo 50 gelten, aber es müsste sehr genau begründet sein.

Dann gäbe es sofort jede Menge Ausnahmeregeln.

So einfach ist es nicht. Bisher ist es ja andersherum: Sie müssen begründen, warum Tempo 30 die Verkehrssicherheit erhöht, die Radfahrer und Fußgänger schützt. Wenn man es umdreht, muss man Gründe nennen, warum unbedingt 50 gefahren werden muss. Das ist ein qualitativer Unterschied.

Wie könnte eine Tempo-50-Begründung aussehen?

Der Senat argumentiert, dass der Wirtschaftsverkehr rollen muss. Dahinter steckt die irrige Annahme, dass es mit Tempo 50 schneller geht und dass der Verkehrsfluss wichtiger als ein Menschenleben sei. Verkehrsexperten haben aber belegt, dass das Durchschnittstempo in Hamburg zur Hauptverkehrszeit 28 Stundenkilometer beträgt – wegen Stop and Go. Bei einheitlichem Tempo 30 flösse der Verkehr flüssiger – schon, weil man nicht ständig das Tempo wechseln müsste.

Wie viel weniger Unfälle und Lärm gäbe es bei Tempo 30?

Täglich werden in Deutschland 570 Menschen Opfer von Verkehrsunfällen. Verkehrswissenschaftler gehen davon aus, dass sich das halbieren würde. Auch gäbe es weit weniger Schwerverletzte und Verkehrstote, weil bei geringerem Tempo nicht so schwere Unfälle passieren. Und was den Lärm betrifft: 50 Autos mit Tempo 50 sind so laut wie 100 Autos mit Tempo 30.

Erfahrungen aus anderen Städten zeigen aber, dass Tempo 30 kaum eingehalten wird.

Natürlich braucht man Öffentlichkeitsarbeit, auch verstärke Kontrollen durch die Polizei. Wenn es stadtweit akzeptiert ist, wird es befolgt, jedenfalls annäherungsweise. Erfahrungen zeigen: Wenn Sie Tempo 50 anordnen, fahren die Leute 60. Ordnen Sie Tempo 30 an, fahren sie vielleicht 40. Das ist ein Schritt in die richtige Richtung.

Interview: PS

Über Tempo 30 in der Stadt diskutieren: ADFC-Sprecher Dirk Lau, Polizeidirektor Ulf Schröder, Zukunft-Mobilität-Herausgeber Martin Randelhoff und SPD-Mann Lars Pochnicht: 19 Uhr, Culturhaus Sternchance, Schröderstiftstraße 7

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