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heute in bremerhaven„Keine so ausgeprägte Antifa-Szene“

Foto: privat

Patrice Hannig, Jahrgang 1988, Soziologe, ist seit 2015 Jugendbildungsreferent von Die Falken, der sozialistischen Jugend in Bremerhaven.

taz: Herr Hannig, wie organisiert ist die rechtsextreme Szene in Bremerhaven?

Patrice Hannig: In Bremerhaven gibt es zwar keine festen neonazistischen Strukturen oder Kameradschaften, aber durchaus viele Einzelpersonen, die auch überregionale Kontakte in diese Szene haben. Es gibt einige Reichsbürger, wir nehmen Schmierereien und auch Aufkleber wahr, die nicht nur von der AfD und der NPD stammen, sondern etwa auch von der rechtsextremen Identitären Bewegung.

Keine Neonazi-Organisation – das ist doch bemerkenswert.

So wird es in Bremerhaven manchmal dargestellt: als gäbe es kein rechtsextremes Umfeld. Aber das stimmt eben nicht. Neben zahlreichen Sympathisanten rechtsextremen Gedankenguts gibt es natürlich auch große Wahlerfolge der AfD, in manchen Stadtteilen erhielt sie rund 20 Prozent. Im Umland gibt es schon rechte Musikveranstaltungen. Im Dezember findet in Bremerhaven selbst ein Konzert einer Band statt, die der sogenannten Grauzone zugeordnet wird. Das heißt, sie tritt zwar nicht explizit rechtsextremistisch auf, spricht aber Leute in diesem Milieu dennoch an.

Wie stark ist denn dagegen die antifaschistische Szene?

Es gibt eine durchaus breite Bildungslandschaft und wir selbst, als Falken, machen auch viel im Bereich antifaschistischer Erinnerungsarbeit. Aber es gibt keine so ausgeprägte antifaschistische Szene wie in Bremen. Bei den Beratungsstellen ist das zum Beispiel ein Problem.

Inwiefern?

In Bremen gibt es mittlerweile mehrere Beratungsstellen zum Umgang mit Rechtsextremismus. Die sind für das ganze Land zuständig, sitzen aber in Bremen und kennen die Strukturen in Bremerhaven daher nicht so gut.

Eröffnung der Ausstellung „Let’s talk about …– gegen Rechtsex­tremismus“, 17 Uhr, Haus der Jugend, Rheinstraße 109, Bremerhaven

Sie haben nun eine neue Ausstellung gegen Rechtsextremismus mitkonzipiert. Was soll die erreichen?

Die Ausstellung gab es bereits und sie wurde aktualisiert und hat ein Begleitprogramm mit Workshops. Schulen und andere Einrichtungen können sie ausleihen. Auf Stellwänden geht es zum Beispiel um Vorurteile, Antiziganismus und Antisemitismus. Neu behandelt werden die Themen „Flucht“ und „Rechtspopulismus“. Bis Montag wird die Ausstellung im Haus der Jugend zu sehen seien, danach ist sie für eine Woche in der Ernst-Reuter-Schule.

Interview Jean-Philipp Baeck

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