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Archiv-Artikel

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Das interkulturelle Gesundheitsnetzwerk erwartet Unterstützung durch die Politik

Von eib

taz: Frau Falge, was sind die größten Probleme, der sich das interkulturelle Gesundheitsnetzwerk annehmen will?

Christiane Falge, Migrationsforscherin, Universität Bremen: Das lässt sich nur schwer eingrenzen, weil es sich um eine Querschnittsaufgabe handelt, wo in allen Bereichen etwas zu tun ist. Was wir immer wieder hören, ist, wie schlecht es um die psychische Gesundheit von Migranten und Migrantinnen bestellt ist. Sie sind durch die Migrationserfahrung viel höheren Belastungen ausgesetzt, gleichzeitig gibt es viel zu wenig muttersprachliche Therapeuten.

Lässt sich daran etwas ändern?

Man könnte mehr Zulassungen für Muttersprachlerinnen fordern, aber die Psychotherapeuten haben jetzt schon große Probleme, sich gegen die Ärzte durchzusetzen.

Und über staatlich finanzierte Beratungsstellen?

Das wäre wünschenswert. Die beiden, die es gibt, sind völlig überlaufen, vor allem die Frau, die russischsprachige Menschen berät, weiß nicht mehr, wo ihr der Kopf steht, so viele kommen zu ihr.

Welche Forderungen haben Sie an die Kliniken?

Ganz wichtig wäre, mehr Personal mit Migrationshintergrund einzustellen. Und wir brauchen eine migrantenspezifische Datenerhebung, um überhaupt zu wissen, wie diese behandelt werden, mit welchen gesundheitlichen Problemen sie kommen. Dazu bräuchte es nur zwei weitere Pflichtfelder auf den Anmeldebögen: Sprachkenntnisse und Geburtsort.

Das dürfte ja nicht so schwer sein umzusetzen.

Ja, einige Kliniken sind sehr daran interessiert, mit uns zusammenzuarbeiten. Letztendlich profitieren sie ja davon, weil sie Fehldiagnosen und -behandlungen vermeiden können. Aus Interviews wissen wir, dass viele migrantische Patienten nicht verstanden haben, woran sie operiert wurden oder wie sie Medikamente einnehmen sollen. Wir hoffen, dass sich die Gesundheitssenatorin für diese Ziele einsetzen wird. Interview: eib

Treffen des Gesundheitsnetzwerks: Heute, 13 Uhr, Barkhof, Raum 1210