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heute in bremen„Schlagzeilen aus zwei Jahren mit Corona“

Foto: Björn Behrens

Janneke de Vries

1968 im Rheiderland geboren, ist seit 2018 Direktorin des Museums „Weserburg“, war zuvor zehn Jahre Leiterin der Gesellschaft für Aktuelle Kunst (GAK).

Interview Pia Tönnissen

taz: Frau de Vries, was macht die Installation „Landscape in Europe 2020–2021“ von Mateo Maté so besonders?

Janneke de Vries: Die Arbeit holt jeden direkt ab. Dabei ist sie extrem durchdacht und extrem präzise. Im ersten Moment ist sie direkt zugänglich. Dabei bleibt es aber nicht. Wenn man dann weiterdenkt, bemerkt man, dass das Werk sehr vielschichtig ist und viele Gedanken dahinterstecken.

Was heißt das konkret?

Die Arbeit an sich besteht aus lauter Zeitungsmeldungen und verschiedenen europäischen Tageszeitungen, die zu einer großen Zeitungslandschaft zusammengestellt sind. Eine Elektroeisenbahn fährt durch diese Landschaft aus Printmedien und filmt sie mit einer kleinen Kamera.

Wie lässt sich beschreiben, was das Werk zeigen soll?

Das Werk stellt die Übermacht an Informationen dar, die auf einen einstürzen. Das sind Schlagzeilen aus den letzten zwei Jahren mit Corona. Es ist eine Momentaufnahme aus einer Zeit, in der die Welt von diesem einen Thema beherrscht und geprägt worden ist: Es gibt keine Schlagzeile, die so präsent war wie die über Corona. Die Eisenbahn durchfährt also, was Europa in den letzten Jahren bestimmt hat.

Was kann man von dem Kunstwerk mitnehmen?

Man erfährt, was es mit dem eigenen Denken macht, wenn man versucht, sich darauf einzulassen. Das Werk trifft mit der Momentaufnahme Corona etwas, was jeden beschäftigt hat. Es gibt, glaube ich, niemanden, an dem Corona spurlos vorbeigegangen ist.

War denn die Konzeption des Kunstwerks von vornherein mit der Pandemie verknüpft, also ist die Idee erst durch diese Ausnahmesituation entstanden?

Nein, die Arbeit sollte ursprünglich bereits 2019 realisiert werden. Sie ist aber coronabedingt immer wieder verschoben worden, zwei Jahre lang.

Installation „Landscape Europe 2020–2021“ von Mateo Maté, 27. 8.–3. 10., Weserburg

Also ging es nicht um Corona?

Nein, es ging um die Lage der Welt, wie sie sich in den Zeitungsschlagzeilen spiegelt. Die sind massiv von Corona geprägt – weil die Verzögerungen dem Projekt zu einer stärkeren Aktualität verholfen haben. Natürlich kommen da auch Schlagzeilen zu anderen Themen vor, aber die Pandemie hat alles überlagert. Es wird ja auch oft kritisiert, dass andere Themen davon zurückgedrängt worden sind.

Was bringt die Kooperation mit dem spanischen Kulturinstitut Instituto Cervantes Bremen?

Wir haben dadurch das Werk geschenkt bekommen und konnten es in unsere Sammlung aufnehmen. Nicht jede Schenkung wird angenommen. Dieses Werk passt aber zu uns, weil es sich mit gesellschaftlichen Befindlichkeiten auseinandersetzt. Die Anfrage des Instituto Cervantes Bremen zur Kooperation ist für uns eine große, positive Überraschung gewesen.

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