heute in bremen: „Meistens ist eben nicht genug“
Interview Lotta Drügemöller
taz: Herr Drechsler, warum warnen Sie vor Risiken der Digitalisierung?
Rolf Drechsler: Die Digitalisierung schreitet voran. Überall in unserer Umgebung sind digitale Komponenten verbaut, in Autos, in Flugzeugen. Wir sind darauf angewiesen, dass sie funktionieren.
Aber meistens tun sie das ja und erleichtern uns das Leben.
Das ist schön. Aber meistens ist eben nicht genug, wenn es um Sicherheitstechnik geht. Wir verlassen uns immer mehr darauf. Wenn Sie ein Bremssystem im Auto haben, das elektronisch unterstützt wird, dann ist ein Fehler nicht ärgerlich, sondern lebensgefährlich. Solche Systeme müssen immer funktionieren. Früher hat man das einfach ausprobiert, aber ein vollständiger Test ist heute so gar nicht mehr möglich.
Warum, was spricht gegens Testen?
Testen ist weiterhin wichtig, aber die Systeme sind so komplex geworden, dass man nicht mehr alle Komponenten gegeneinander prüfen kann. Es ist nicht mehr möglich, für alle Teile zu testen, wie sie in jeder Situation miteinander kommunizieren.
Wie stellt man dann sicher, dass etwas funktioniert?
Der Online-Vortrag „Digitalisierung? Aber sicher!“ in der Reihe „Wissen um 11“ ist ab Samstag, 11 Uhr, auf dem Youtube-Kanal vom Haus der Wissenschaft Bremen zu finden
Wir müssen die Methodik umdrehen. Heute ist es so: Man baut zuerst und prüft die Qualität im Nachhinein rein. Ein System muss aber von Anfang an so konstruiert werden, dass es beweisbar korrekt ist. So wie in der Mathematik.
Mathematisch beweisbar korrekt? Für mich klingt das fast unmöglich bei real existierender Technik …
So weit in der Zukunft ist das gar nicht. Bis zum gewissen Grad kann man solche Verfahren schon umsetzen. Unsere Vision sind Systeme, die per Konstruktion korrekt sind. Daran arbeiten wir an der Universität Bremen und am DFKI – auch in Kooperation mit Partnern aus der Industrie. Vielleicht muss man dafür ein paar Abstriche machen: Die Systeme sind dann vielleicht nicht mehr ganz so schnell, haben nicht eine ganz so hohe Performance. Aber sie funktionieren. Und zwar immer.
40.000 mal Danke!
40.000 Menschen beteiligen sich bei taz zahl ich – weil unabhängiger, kritischer Journalismus in diesen Zeiten gebraucht wird. Weil es die taz braucht. Dafür möchten wir uns herzlich bedanken! Ihre Solidarität sorgt dafür, dass taz.de für alle frei zugänglich bleibt. Denn wir verstehen Journalismus nicht nur als Ware, sondern als öffentliches Gut. Was uns besonders macht? Sie, unsere Leser*innen. Sie wissen: Zahlen muss niemand, aber guter Journalismus hat seinen Preis. Und immer mehr machen mit und entscheiden sich für eine freiwillige Unterstützung der taz! Dieser Schub trägt uns gemeinsam in die Zukunft. Wir suchen auch weiterhin Unterstützung: suchen wir auch weiterhin Ihre Unterstützung. Setzen auch Sie jetzt ein Zeichen für kritischen Journalismus – schon mit 5 Euro im Monat! Jetzt unterstützen