piwik no script img

heute in bremen„Viele Menschen nörgeln nur“

Foto: privat

Norbert Schmacke

72, ist emeritierter Professor für Gesundheitsforschung der Uni Bremen und Mitinitiator der Impf-kampagne.

Interview Jan Zier

taz: Was macht Sie so sicher, dass die Corona-Impfung ungefährlich ist, Herr Schmacke?

Norbert Schmacke: Es gibt eine Publikation in einer angesehenen Fachzeitschrift, derzufolge ein sehr hoher Nutzen einer solchen Impfung belegt ist und im Beobachtungszeitraum praktisch keine gravierenden Nebenwirkungen aufgetreten sind. Soviel kann man momentan sagen. Es war nicht zu erwarten, dass in so kurzer Zeit ein hoch wirksamer Impfstoff entwickelt werden würde. Statt sich darüber zu freuen, nörgeln viele Menschen aber nur.

Über mögliche Langzeitwirkungen und Spätfolgen kann man aber noch nichts sagen. Davor haben viele Angst.

Die Wahrscheinlichkeit, dass später noch gravierende Nebenwirkungen auftreten, ist gering, aber ausschließen kann man das nicht.

Warum haben Sie die Kampagne „Corona-Impfung? Na klar!“ mitinitiiert?

Mich besorgt, dass immer wieder Argumente zu hören sind, die den Nutzen dieser Impfung vollständig in Zweifel ziehen. Und mich besorgt auch, dass es gerade im Gesundheitswesen viele Beschäftigte gibt, die sehr skeptisch sind – diese Menschen sind besonders gefährdet. Skepsis kann ich immer verstehen, skeptisch muss man sein – und auch ich gehöre zu den Menschen, die immer pharmakritisch gewesen sind. Die wissenschaftlichen Publikationen zu den beiden bisher zugelassenen Impfstoffen sind aber exzellent. Wir möchten Zweifel beseitigen und über die neuen sozialen Medien möglichst viele Menschen aufmerksam machen und dafür gewinnen, selbst zu sagen: „Na klar, ich lasse mich impfen!“ – und das mit einer persönlichen Begründung zu versehen.

Sollte es eine Impfpflicht geben?

Ich habe mich immer gegen eine Impfpflicht ausgesprochen! Das gilt auch für Covid-19.

Start der Impfkampagne unter dem Hashtag #CoronaimpfungNaKlar:

12 Uhr, www.CoronaimpfungNaKlar.de

Warum wird das Thema Impfen hierzulande so emotional diskutiert?

Vielleicht gibt es so etwas wie eine Grundangst von Menschen, sich fremde Substanzen in den Körper spritzen zu lassen. Aber ich kann die Frage nicht wirklich gut beantworten.

Wer steckt hinter dieser Impfkampagne?

Eine kleine Gruppe von WissenschaftlerInnen aus der Bremer Universität, die zum einen aus dem Institut für Public Health und Pflegeforschung und zum anderen dem Leibniz-Institut für Präventionsforschung und Epidemiologie kommen. Wir wollen das aber gern auf breite Füße stellen und verstehen uns als von der Politik unabhängige Initiative Bremer BürgerInnen.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen