heute in bremen: „Das Vibraphon war sehr, sehr populär“
Florian Poser 66, Vibraphonist und Komponist, lehrt seit 1994 an der Hochschule für Künste und der Universität Bremen Jazz und Popularmusik.
Interview Lotta Drügemöller
taz: Herr Poser, wie bitte kommt man zum Vibraphon?
Florian Poser: Indem man sich als Jugendlicher in den Klang verliebt, ganz einfach.
Na, aber dem Vibraphon begegnet man ja nicht an jeder Straßenecke...
Meine Vater war Musiker und die Musik spielte eine große Rolle in unserem Haus. Wir waren eher klassisch orientiert, aber es gab da auch die eine oder andere Jazz-Platte. Das fand ich spannend. Die starke Verbindung zwischen dem Klang des Instruments und der Stilistik Jazz hat mich von jeher fasziniert.
Sie gelten als „einer der interessantesten und renommiertesten Vibraphonisten in Deutschland“. Hand aufs Herz – wie groß ist die Konkurrenz auf diesen Titel?
Naja, das sagen andere. Das Vibraphon ist immer noch ein Nischeninstrument. Aufgrund des Engagements einiger Musiker organisiert sich aber eine junge Szene in der es viele junge tolle Spieler gibt – eigentlich europaweit. Wer aber so lange dabei ist wie ich denkt nicht mehr in Kategorien von Konkurrenz. Im Gegenteil, ich freu mich, dass es mit dem Instrument weiter geht und da was nachkommt.
Kommen auch Vibraphonistinnen?
Aber ja. Mir fällt sofort Izabella Effenberg aus Polen ein. Vielleicht nicht nur das Vibraphon, sondern die Mallet-Instrumente allgemein, hier besonders die Marimba, sind sehr beliebt bei Frauen. Ich denke, da gibt es mindestens ebenso viele Musikerinnen wie Musiker.
Das Vibraphon ist mit Jazz verbunden. Wäre es denkbar, es auch in ganz anderen Zusammenhängen einzusetzen?
Im Bereich der sogenannten E-Musik habe ich selbst drei Konzerte für Solo-Vibraphon und Orchester geschrieben. Die Stücke sind recht beliebt und werden sowohl in regulären Konzertprogrammen, als auch im Rahmen von Abschlusskonzerten von Studierenden gespielt.
Jazzkonzert “Jazz meets Carillon“ mit dem „MIBNIGHT Jazzclub-Quartett“ und Vibraphonist Florian Poser: 20.30 bis 21.15 Uhr, im Innenhof der Simon-Petrus-Kirche, Habenhauser Dorfstraße 42
Und was ist mit Unterhaltungsmusik?
Jazz war früher eigentlich Unterhaltungsmusik. Das Vibraphon war eine Zeit lang sehr, sehr populär. Es hatte seine Blütezeit im Swing und gehörte damals zur Standardbesetzung. Heute hört man immer mal wieder, dass es Musiker im Pop oder Rock als Klangfarbe nehmen. Aber meistens nur als »special effect«.
Sie spielen heute gemeinsam mit vier anderen Musikern im Rahmen des „Sommer Summarum“ draußen. Kommt da ein anderes Publikum hin als sonst?
Das kann ich nicht sagen. Was ich sehe, ist dass es ein großes Bedürfnis gibt, überhaupt zu Veranstaltungen zu gehen. Die kleinen Konzerte mit Corona-Auflagen, die ich schon gesehen habe, etwa von Studierenden der HfK, waren angenehm ausverkauft. Es gibt einen Hunger auf Kultur. Ich selbst freue mich auch riesig, dass wir wieder vor Leuten zusammen spielen können. Das hat mir wirklich sehr gefehlt.
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