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heute in bremen„Ich finde das Spiel einfach großartig“

Martina Keller, 59, ist freie Journalistin mit dem Schwerpunkt Medizin und Feature-Autorin.

Interview Alina Götz

taz: Frau Keller, Ihr Feature heißt „Geschichte einer Abhängigkeit“ – sind Sie süchtig nach Fußball?

Martina Keller: Manchmal würde ich sagen, ja. Wenn ich in einer Woche mal fünf Spiele schaue, ist mir das selbst ein wenig unheimlich.

Warum interessiert Sie der Fußball mit seinen kapitalistischen Strukturen und dem Macho-Gehabe auf dem Platz so sehr?

Die mir durchaus bekannten Strukturen ignoriere­ ich, soweit ich kann. Ich bin investigative Journalistin im Bereich Medizin, im Bereich­ Fußball blende ich das aus. Ich weiß, das ist fragwürdig, aber ich finde das Spiel einfach so großartig. Von klein auf bin ich dem verfallen. Und die Entwicklung im Fußball ist beeindruckend: Wenn ich heute Jadon Sancho von Dortmund sehe, was der für Bewegungen drauf hat, wie er Räume öffnet – dann bin ich einfach nur hin und weg.

Sie sind Dortmund-Fan?

Ja, aber noch nicht von klein auf. Ich hatte auch mal eine Fußballpause mit viel Tango Argentino,­ aber seit Klopp dort trainiert hat, bin ich da reingerutscht.

Hadern Sie manchmal mit Ihrer Leidenschaft?

Ja, weil dafür eine ganze Menge Zeit drauf geht. Und wenn ein Topspiel ansteht, wie beispielsweise bald Dortmund gegen Paris in der Champions League, und zeitgleich ein Konzert stattfindet, bin ich in einem Konflikt. Der geht dann nicht immer zugunsten des Konzerts aus. Obwohl ich BVB-TV abonniert habe und die Spiele im Relive anschauen kann.

Hörkino: „Der Fußball und ich –Geschichte einer Abhängigkeit“, swb-Kundencenter, Am Wall/ Sögestr., 20 Uhr

Begeistert Sie der Frauenfußball auch?

Ich spiele ja selbst Frauenfußball, und bei den Turnieren gucke ich auch gerne zu. Aber Männerspiele schaue ich lieber, was ich den Frauen, uns, aber nicht vorwerfe. Der Frauenfußball hat schließlich 50 Jahre Rückstand. Als ich klein war, war er noch verboten! Und viele Vereine investieren immer noch nicht genug in die Abteilungen. Ich wünsche mir zum Beispiel endlich ein Erstligateam für Dortmund.

Was sind Sie am liebsten – Fan, Spielerin oder Fußballjournalistin?

Fußballjournalistin zu sein, habe ich mir erst auf meine alten Tage erlaubt, weil ich dachte, sonst schrumpft mein Horizont auf die Größe eines Fußballfeldes. Nach dem Volontariat­ habe ich ein Angebot aus dem Sportressort daher­ heldenhaft abgelehnt. Aber jetzt macht es mir großen Spaß. Im Vordergrund steht aber eindeutig das Zuschauen und Spielen.

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