piwik no script img

heute in bremen„Auch hundert Euro kannman anlegen“

Foto: privat

Andreas Enke, 55, Vorstand beim Geneon-Vermögensmanagement, ist Mitgründer des Vereins zur Förderung ethisch nachhaltiger Geldanlagen (Venga).

Interview Lotta Drügemöller

taz: Herr Enke, Bad Banks kennt man. Gibt es auch so was wie Good Banks?

Andreas Enke: Eine Good Bank braucht Kriterien, wie sie mit dem Geld arbeitet, das ihr anvertraut wird. Mindestens sind das Ausschlusskriterien – etwa nicht in Unternehmen zu investieren, die mit Rüstung oder Kohle Geld verdienen. Außerdem wird erwartet, dass die Unternehmen die Good-Governance-Kriterien des UN Global Compact erfüllen. Polemisch gesagt kann auch mal ein Unternehmen wie der Kupferproduzent Aurubis dabei sein. Den Geschäftszweig verbindet man nicht mit besonderer Nachhaltigkeit – aber Aurubis ist eine der saubersten Kupferhütten der Welt.

Eine gute Bank definiert sich also aus der Abwesenheit von moralisch verwerflichen Investments?

Das ist das Mindeste. Für mich gehören aber auch Positivkriterien dazu, von meinem Geld sollen also Projekte unterstützt werden, die mir wichtig sind. Bei Banken wie der Umweltbank, der GLS-Bank oder den Kirchenbanken werden bevorzugt Unternehmen mit Krediten versorgt, die die Nachhaltigkeitsziele der UN voranbringen – etwa wenn durch das Geschäftsverhalten Armut in Afrika bekämpft wird.

2018 waren nur drei Prozent der Geldanlagen nachhaltig. Warum investieren so viele Menschen in Waffen- oder Atomindustrie?

Die Kenntnis anderer Anlagemöglichkeiten ist noch viel zu gering. Die Banken beschäftigen sich einfach nicht damit, die Beharrungskräfte sind zu groß. Meines Erachtens muss der Gesetzgeber Banken zwingen, ihre Kunden über die Möglichkeiten ethischer Investments zu beraten.

Ethisches Handeln ist oft mit Kosten verbunden. Darauf muss ich mich wohl auch als Anleger einstellen...?

Podiumsdiskussion „Gutes Geld“ mit Anke Behn, Andreas Enke und Sarah Ryglewski, 19 Uhr, Etage, Bahnhofstraße 12

Die Frage gibt es oft. Klassische Geldanlagen werden nur nach ihrer Performance bemessen, deshalb erwarten Menschen, dass die Performance dort besser ist als bei nachhaltigen Anlagen. Erstaunlicherweise stimmt das nicht: Der nachhaltige Aktienindex „A0MEN2“ etwa schneidet dreimal besser ab als der Dax oder der Weltindex.

Ich hab gar nicht so viel Geld. Sollte ich mich trotzdem mit dem Thema beschäftigen?

Klar, auch hundert Euro kann man anlegen. Und auch beim Girokonto arbeitet die Bank ja mit Ihrem Geld – da kann man schon fragen, wie das angelegt wird.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen