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heute in bremen„Müßiggang ist aller Lüste Anfang“

Eberhardt B. Plümpe, 68, ist Mitbegründer von „Otium“, einem Verein zur Förderung des Müßiggangs, Ruheständler und Weltenbummler.

Interview Lukas Scharfenberger

taz: Herr Plümpe, warum ist Müßiggang so wichtig?

Eberhard B. Plümpe: Weil immer mehr Menschen darunter leiden, dass unsere Gesellschaft so beschleunigt ist. Müßiggang heißt für uns auch immer Entschleunigung der Gesellschaft.

Wieso braucht es dafür schwarzen Humor?

So ernst die gesellschaftlichen Probleme auch sind, so wollen wir sie in der Form nicht todernst behandeln. Das liegt daran, dass wir glauben, dass Humor oft Türen öffnet, die sonst verschlossen bleiben. Viele Menschen trauen sich heute nicht zu sagen, dass sie müßig sein wollen, weil sie dann in den Ruf geraten, faul zu sein. Es gibt viele Sprichwörter, die uns das eingeben: „Wer rastet, der rostet“ oder „Müßiggang ist aller Laster Anfang“. Wir sind aber der Meinung: „Müßiggang ist aller Lüste Anfang!“

Das klingt zwar lustig, aber immer noch nicht nach schwarzem Humor …

Schwarzer Humor ist das Gegenteil von schenkelklopfendem Humor. Beim schwarzen Humor lacht man und merkt, da ist noch ein anderes Moment dabei, ein ernstes, ein trauriges. Dieses Moment ist unseren Absichten zuträglich, weil wir wollen, dass sich unsere Gesellschaft hin zu weniger Beschleunigung und mehr Kontemplation entwickelt. Wir hoffen, dass wir mit den Texten, die wir heute lesen, andere Lebenswege aufzeigen. Deswegen haben wir für heute ja auch die Politiker eingeladen.

Wer kommt denn?

Zugesagt haben Robert Bücking, Andreas Bovenschulte und Kristina Vogt.

Was erwarten Sie von den Politikern ausgerechnet zum Thema Müßiggang?

Alles und nichts. Zu dem Thema hat sich meines Wissens nach noch keine Partei und kein Politiker geäußert. Ich muss das wirklich sagen: Ich bin sehr gespannt, was den Damen und Herren aus der Politik da einfallen wird. Dafür werden sie zu Beginn drei Minuten Zeit haben für kurze Stellungnahmen. Dann steht es ihnen frei, bis zur Pause zu bleiben und sich Fragen aus dem Publikum gefallen zu lassen.

Sind drei Minuten zu diesem Thema nicht etwas knapp?

Absolut nicht. Wir orientieren uns da am ESC. Dort hat man auch nur drei Minuten, um alles Wichtige zu sagen. Da darf man zwar noch sechs Backgroundsänger dabei haben, aber das dürfen die Politiker heute nicht.

„Lesung von Texten voller schwarzem Humor“ aus der Reihe „Mit Otium durchs Jahr“: mit Eberhard B. Pluempe und Felix Quadflieg, 20 Uhr, Schule 21, Godehardstraße, Hemelingen

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