heute in bremen: „Teilweise verheerend dezimiert“
Rüdiger Wohlers, 56, ist Pressereferent beim NABU Niedersachsen.
Interview Teresa Wolny
taz: Herr Wohlers, warum ist das Vögelzählen wichtig?
Rüdiger Wohlers: Damit werden über Jahre und Jahrzehnte Erkenntnisse über Vögel in Landschaften von Dörfern bis zum urbanen Raum gesammelt. Die Ergebnisse aus der Mitte der Bevölkerung stimmen dabei oft mit den Ergebnissen der Wissenschaft überein. Mit der Zählung lässt sich auch die Auswirkung von Umwelteinflüssen wie etwa die der Intensivlandwirtschaft nachvollziehen und sie dient dazu, Menschen für die Natur als solche zu sensibilisieren.
Wie gut muss man die Vogelarten dabei kennen?
Man muss kein ExpertInnenwissen haben. Dass es eine gewisse Fehlerstreuung gibt, ist ganz normal. Diese sticht bei der Menge der Meldungen nicht durch. Bei abstrusen Meldungen wird noch einmal ganz genau hingeschaut. Man kann sich auch vorher schlau machen, etwa mit den Vogelporträts bei Nabu.de. In sehr vielen Haushalten gibt es aber auch immer noch das klassische Vogelbuch.
Was muss man beim Zählen beachten?
Einmal sollte der Zählzeitraum zwischen heute und Sonntag eingehalten werden, damit das Ganze einen einheitlichen Wert erhält. Und aus dem gleichen Grund sollte man sich auch an die eine Stunde Beobachtungszeit halten.
Und wenn doppelt gezählt wird?
Generell gilt es, die höchste gleichzeitig beobachtete Anzahl von Vögeln zu berücksichtigen. Wenn von 154 Sperlingen die Rede ist, fließen solche Zahlen nicht mit ein.
Start der Nabu-Vogelzählaktion „Stunde der Wintervögel“
Wo zählt es sich am besten?
Eigentlich überall, auch in den ganz dichten Innenstädten. Gerade dort kann es besonders interessant sein, weil manche Vogelarten durch die intensive Landwirtschaft in die Städte ausweichen. In Bremen sind natürlich der Bürgerpark und die Wallanlagen gut geeignet. Aber auch Friedhöfe und einige Schulhöfe sind interessant und manchmal lohnt sich auch der eigene Balkon.
Welches sind die häufigsten Vogelarten?
Haussperling, Kohlmeise und Amsel teilen sich fast immer die ersten drei Plätze. Die Aktion wird dieses Jahr mit besonderer Spannung erwartet, weil das Usutu-Virus die Amselbestände hier im Nordwesten teilweise verheerend dezimiert hat. Es stammt ursprünglich aus Afrika und verbreitet sich infolge des Klimawandels auch in unseren Breitengeraden.
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