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heute in bremen„Bis zu 20 Jahre Freiheitsentzug“

Hendrik Simon, 42, ist Informatiker und sechs Seenotrettungsmissionen auf dem Mittelmeer gefahren.

Interview Lea Schweckendiek

taz: Herr Simon, welche Rolle spielen faschistische Strukturen in der Kriminalisierung humanitärer Helfer*innen in Europa?

Hendrik Simon: Rechtsextreme Strukturen haben den kriminalisierenden Diskurs überhaupt erst angestoßen. 2015 und 2016 war die Öffentlichkeit dem Engagement auf dem Mittelmeer zuerst noch sehr positiv gestimmt.

Was sorgte für die Wendung?

Ein rechtsextremer Think-Tank aus den Niederlanden, der ideologisch der sogenannten Identitären Bewegung nahesteht, setzte das Gerücht in die Welt, wir würden mit Schleppern zusammenarbeiten. Das trug sich weiter, schon bald trafen Politiker wie Matteo Salvini, der heute italienischer Innenminister ist, kriminalisierende Aussagen. Etwa, dass Seenotrettungsinitiativen die „Taxi-Unternehmen“ des Mittelmeers wären.

Sie selbst waren auf dem Mittelmeer aktiv?

Ich bin sechs Einsätze auf drei Booten gefahren: auf der Iuventa, der Sea Watch 3 und der Minden. Allein die Iuventa hat in einem Jahr rund 14.000 Menschen gerettet. Insgesamt sind wohl 40 Prozent der Menschen in Seenot 2017 durch NGOs gerettet worden.

Die Iuventa wurde 2017 beschlagnahmt…

Vortrag „Flucht als Verbrechen“ mit der NGO Mare Liberum und der ehemaligen „Iuventa“-Crew. 16.30 Uhr, Lichthaus, Hermann-Prüser-Straße 4

Sie liegt noch heute in Sizilien. Gegen zehn unserer Crewmitglieder wird nun vom italienischen Staat ermittelt. Sie werfen uns Hilfe zur illegalen Einreise vor. Das Strafmaß dafür ist in Italien wirklich hoch, da können bis zu 20 Jahre Freiheitsentzug bei rauskommen. Auch ich bin einer der Menschen, gegen die ermittelt wird.

Gibt es gesellschaftliche Solidarität und Unterstützung für die Crew?

Wir arbeiten derzeit an einer Soli-Kampagne. Vergleichbare Ermittlungsfälle und mögliche Rechtsstreitigkeiten haben sich mehr als vier Jahre hingezogen – und bis zu 900.000 Euro gekostet. Da ist Unterstützung sehr nötig. Derzeit dürfen wir zum Beispiel die Band Feine Sahne Fischfilet auf Tour begleiten und den Vortrag zu „Flucht als Verbrechen“ als unabhängiges Vorprogramm in jeder Stadt zeigen. Was wir brauchen, ist Öffentlichkeit, die uns schützt – und natürlich auch etwas Geld.

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