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heute in bremen„Sie haben eine große Macht“

Foto: privat

Manuel Cordsen, 28, ist Sozialwissenschaftler und wissenschaftlicher Mitarbeiter am Institut Arbeit und Wirtschaft der Uni Bremen

Interview: Jan Zier

taz: Herr Cordsen, was genau ist denn Plattformökonomie?

Manuel Cordsen: Plattformen vermitteln zwischen Kunden und Dienstleistern. Das ist in etwa so wie früher bei gedruckten Katalogen, nur dass diese Plattformen heute online stattfinden, ein algorithmisches Management haben und alle Daten automatisiert verarbeiten.

Funktioniert die Plattformökonomie nach anderen Regeln als die herkömmliche Läden?

Die Plattformen haben eine große Macht darüber, was dem Kunden angezeigt wird oder wer Zugang zu ihnen hat. Plattformen wie Amazon treten weltweit auf, während Läden ja immer an den Standort gebunden sind.

Und Plattformen gehen eben dahin, wo sie am wenigsten Steuern und Abgaben zahlen.

Das kann man so sagen. Der Sitz der Plattform kann prinzipiell an jedem Ort der Welt liegen, der über die richtige Infrastruktur verfügt.

Von den 60 wertvollsten Plattformen der Welt kommt heute fast ein Drittel aus Asien. Verschiebt sich da der Wohlstand?

Nicht unbedingt. Auf der Plattform „Amazon Mechanical Turk“ etwa kann man Kleinstaufgaben in Auftrag geben. Die werden dann für einen niedrigen Akkordlohn ausgeführt. Westliche Unternehmen können auf diesem Wege Arbeitsleistungen outsourcen, die dann quasi-automatisiert von der Crowd erledigt werden. Das passiert häufig in asiatischen Ländern.

Vortrag über Plattformökonomie in Bremen und die Perspektiven moderner Erwerbstätigkeit: 16 Uhr, Uni, Wiener Straße 9, Raum W0060

Kann ein Land, kann die EU das regulieren?

Ein Land allein wird das nicht regulieren können. Sehr wahrscheinlich sind dafür internationale Abkommen nötig. Zum Beispiel ist eine wettbewerbspolitische Gleichstellung von klassischem Hotelgewerbe und Plattformen wie Airbnb notwendig.

Sie befassen sich mit der Plattformökonomie in Bremen. Gibt es das hier überhaupt?

Ja. Wir sind gerade dabei, herauszufinden, in welchem Umfang das hier stattfindet. Dazu haben wir unter www.iaw.uni-bremen.de eine Online-Umfrage gestartet, die die Perspektiven der Beschäftigten ermitteln soll.

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