heute in bremen: „Zeigen, dass wir wertvoll und wichtig sind“
Interview Simone Schnase
taz: Frau Seedorf, Sie wollen in der „Nacht der sozialen Arbeit“ Ihr Berufsfeld nicht nur KollegInnen, sondern vor allem der Öffentlichkeit präsentieren – wie geht das, ohne zu fachspezifisch zu werden?
Marie Seedorf: Wir, das heißt das Bremer Bündnis für soziale Arbeit, wollen eine Art Mix aus La Strada und Fachtag veranstalten. Es wird beispielsweise einen sozialkritischen Poetry Slam oder szenische Darstellungen zum Thema soziale Arbeit geben, eine Foto-Aktion oder eine Darstellung des Spannungsfeldes unseres Berufs in Form einer Jonglage. Und ab 23 Uhr steigt dann im Tower eine Soliparty.
Wissen die Menschen denn zu wenig über die soziale Arbeit?
Ja, soziale Arbeit ist eine Profession, von der jemand nicht viel weiß, wenn er sie nicht gerade selbst in Anspruch nimmt. Und in der Öffentlichkeit wird sie zumindest in Bremen immer im Zusammenhang mit dem kleinen Kevin erwähnt, also in einem negativen Kontext.
Dem wollen Sie heute etwas entgegensetzen?
Das Bündnis für soziale Arbeit besteht ja aus vielen verschiedenen Akteuren, unter anderem auch aus dem gewerkschaftlichen Bereich. Wir wollen gemeinsam zeigen, dass wir wichtig und wertvoll sind. Das richtet sich natürlich auch an die Politik – aber für unser Anliegen ist natürlich das Verständnis und die Unterstützung der breiten Bevölkerung wichtig.
Welche Probleme bestehen denn in Bremen für Sie?
Die gleichen wie überall: Soziale Arbeit wird durch öffentliche Gelder finanziert, aber die öffentlichen Kassen sind leer. Unsere Bezahlung ist schlecht, es herrscht Fachkräftemangel. Dabei wollen sehr viele Menschen soziale Arbeit studieren und stehen teilweise auf Wartelisten für einen Studienplatz.
„Nacht der sozialen Arbeit“:
15 bis 21 Uhr, Marktplatz. Ab 23 Uhr: Soliparty zugunsten des Projekts „Aktionsbus“, Tower
Wie geht das mit dem Fachkräftemangel zusammen?
Die Hochschulen sind mit den dringend benötigten Studienplätzen, die ja auch öffentlich finanziert werden, nicht nachgekommen.
Warum wollen so viele trotz eher schlechten Arbeitsbedingungen soziale Arbeit studieren?
Weil es ein schöner Beruf ist! Soziale Arbeit ist eine Profession, die sehr viel Sinnhaftigkeit vermittelt, sie ist eine Menschenrechtsprofession. Außerdem ist der Beruf hoch professionell dank einer akademischen Ausbildung.
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