heute in bremen: „Der Zugang zu Wasser ist essentiell“
Pina Pohl, 30, holte im Herbst 2017 die Bewegung „Refill“ nach Bremen. Inzwischen sind über 30 Orte auf der Online-Karte eingetragen.
Interview: Alina Götz
taz: Frau Pohl, in der Innenstadt kann ich dank Ihnen in vielen Läden meine Wasserflasche auffüllen lassen. Warum?
Pina Pohl: „Refill“ ist aus der „Zero Waste“-Bewegung entstanden. Der Grundgedanke ist also, Plastikmüll zu vermeiden. Durch das Nachfüllen der Trinkflaschen versuchen wir die Leute dazu anzuregen, keine neuen mehr zu kaufen, sondern langlebige Flaschen wieder zu verwenden. Außerdem haben wir in Bremen ja wirklich tolles Leitungswasser.
Wie sind die Rückmeldungen?
Das Angebot wird vor allem von den Stationen super angenommen. In ganz Deutschland gibt es schon über 2.000. Wie viele Kunden das Angebot bei uns in Bremen nutzen, ist dagegen natürlich schwieriger nachzuvollziehen. Aber Hauptsache ist, es gibt das Angebot!
Seit Jahren wird hier in Bremen die Trinkwasserversorgung für Obdachlose thematisiert. Auch diesen Sommer scheint der geplante Brunnen im Nelson-Mandela-Park wieder nichts zu werden. Da könnte „Refill“ doch eine Alternative sein.
Aktion „Refill“: In teilnehmenden Lokalitäten, erkennbar am blauen Aufkleber, können sich Menschen kostenlos ihre Wasserflaschen auffüllen lassen
Im Netz: refill-deutschland.de/bremen
Obdachlose sind nicht die Hauptzielgruppe, aber grundsätzlich kann das Angebot natürlich jeder nutzen! Die Geschäfte sind frei zugänglich und wenn es nach uns geht, werden obdachlose Menschen bedient wie alle anderen Kunden auch. Wie Geschäfte das dann handhaben, können wir natürlich nicht kontrollieren. Aber wer als Ladenbesitzer bei uns mitmacht, dem würde ich gewisse idealistische Werte einfach mal unterstellen und somit auch eine Offenheit gegenüber wohltätigen Zwecken. Natürlich würden wir trotzdem gerne endlich mehr öffentliche Trinkwasserbrunnen auf unserer Karte verzeichnen! Es geht uns allein um den Zugang zu Wasser, dieser ist essentiell.
Können Sie Einfluss darauf nehmen, Ihr Angebot für Obdachlose noch niederschwelliger zu gestalten?
Das ist es doch bereits. Und es gibt ja neben Geschäften auch Beratungscafés oder die swb, die mitmachen. Da ist jeder willkommen. Schwierig wird natürlich die flächendeckende Informationsarbeit auf der Seite der Nachfrager. Wer tatsächlich ohne Internetzugang lebt, kann die Online-Karte nicht einsehen. Wir sind digital und produzieren als „Zero Waste“-Bewegung aus Prinzip keine Printmaterialien. Da sind wir dann auf Mund-zu-Mund-Propaganda angewiesen. Es muss sich herumsprechen, was unser blauer Aufkleber an den Läden bedeutet.
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