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heute in bremen„Nicht als Ausgrenzung gedacht“

Foto: privat

Hans-Gerd Schwandt, 63, Theologe, ist seit 1989 Dozent an der Katholischen Akademie Hamburg.

Interview Petra Schellen

taz: Herr Schwandt, was bedeutet Fronleichnam?

Hans-Gerd Schwandt: Der Begriff kommt aus dem mittelhochdeutschen „vrône lîcham“ und bedeutet „ des Herren Leib“. Es ist ein wichtiges katholisches Fest, an dem die Gegenwart Jesu Christi im Brot gefeiert wird. Das bezieht sich auf das letzte Abendmahl Jesu vor seiner Kreuzigung. Damals hat er Brot und Wein genommen und gesagt: „Speist auf diese Art weiterhin zu meinem Gedächtnis. Mein Tod ist nicht das Ende, die Verbindung bleibt.“

Dann müsste Fronleichnam eigentlich am Gründonnerstag gefeiert werden.

Ja. Da man das so kurz vor Karfreitag aber nicht richtig feiern kann, holt man es in einer schöneren Jahreszeit nach. Letztlich feiert man seinen Glauben, wenn die Hostie während der Prozession in einer Monstranz, einem Schaukelch, durch die Straßen getragen wird.

Was meinen Sie mit „Gegenwart Christi“?

Für Katholiken sind Brot und Wein nicht bloß Symbole, sondern sie werden bei der Messe zu Leib und Blut Christi. Darüber, was bei dieser „Transsubstantiation“ bzw. Wandlung passiert, gibt es eine große theologische Debatte.

Ist die Prozession nicht eine Provokation für Protestanten, die nicht an die „Wandlung“ glauben?

Auch wenn Fronleichnam zeitweilig als Bekenntnis zum katholischen Glauben gedacht war: Ursprünglich war es nicht als Aus- und Abgrenzung gemeint, sondern als fröhliches Fest. So wird es wohl auch rezipiert – auch wenn zum Beispiel die Bewohner des Hamburger Stadtteils St. Georg das vermutlich erst mal als ziemlich schräge katholische Folklore erleben: die Gewänder, die Glöckchen, den Baldachin für den Priester …

Fronleichnams-Gottesdienst, unter anderem mit dem emeritierten Osnabrücker Weihbischof Theodor Kettmann, 9.30 Uhr, Bremer Bürgerpark (auf der Wiese in der Nähe des Marcus-Brunnens)

Wer hat Fronleichnam eigentlich erfunden? In der Bibel steht davon nichts.

Fronleichnam wurde 1246 eingeführt, aber wie es sich ausgebreitet hat, ist nicht ganz klar. Meist läuft es ja so, dass die Gläubigen ein Fest, ihren Glauben feiern, und irgendwann wird es offiziell übernommen und für die gesamte Kirche verbindlich gemacht.

Heute weiß kaum noch jemand – vor allem im Norden – was Fronleichnam bedeutet. Warum wird es noch gefeiert?

Dieses Informationsdefizit gilt ja auch für die anderen christlichen Feste. Jetzt kann man natürlich sagen: Wenn du es nicht versteht, feiere halt nicht. Aber ich finde es wichtig – wobei Christen natürlich die Aufgabe haben zu erklären, wie sie das meinen.

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