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heute in bremen„Wesermündung abdeichen“

Foto: dpa

Joachim Lohse, 59, ist seit 2011 für die Grünen Senator für Baum, Umwelt und Verkehr in Bremen.

Interview Jan Zier

taz: Was ist denn Klimaresilienz, Herr Lohse?

Joachim Lohse: Bei der Resilienz geht es um Widerstandsfähigkeit bei Veränderungen, in diesem Fall gegen den Klimawandel. Es geht dabei um eine Kombination aus Robustheit und Elastizität. Gegen Hochwasser etwa kann man Bollwerke errichten – und stößt damit irgendwann an Grenzen – man kann aber auch überlegen, wie können wir davor zurückweichen, ohne dass es uns schadet.

Und das Projekt BREsilient erforscht das nun?

Es setzt sich damit auseinander, mit welchen Klimaveränderungen wir uns in Bremen befassen müssen. Da ist die Hochwassergefahr, da sind die Starkregenereignisse und da sind die Hitzeperioden – wir rechnen mit fünf bis 15 Tagen im Jahr, an denen es über 30 Grad heiß ist.

Kann Bremen dauerhaft den Stadtwerder und die Pauliner Marsch mit dem Weserstadion vor Hochwasser retten?

Das Weserstadion steht vor dem Deich, das muss einem klar sein. Die Landesverteidigung findet am Osterdeich statt. 90 Prozent der Landesflächen und EinwohnerInnen sind von Überflutung bedroht, wenn unsere Hochwasserschutz-Bauwerke nicht halten.

In Niedersachsen geht man davon aus, dass sich die Zahl der von Hochwasser Betroffenen bis zu den 2040ern verzwölffacht. Wie sieht das in Bremen aus?

Ich kenne diese Zahlen nicht, habe aber mit Sorge zur Kenntnis genommen, dass der Weltklimarat mit sechs- bis siebenfach häufigeren Hochwassern aus dem Hinterland rechnet, und der Anstieg des Meeresspiegels sich bis zum Ende des Jahrhunderts verdoppelt. Auch deshalb müssen wir jetzt schwerwiegende Eingriffe in den Hochwasserschutz an der Stadtstrecke in der Neustadt vornehmen.

Konferenz zum Forschungsprojekt „BREsilient – Klimaresiliente Zukunftsstadt Bremen“, Bremische Bürgerschaft, 13.30 Uhr, Am Markt 20

Werden die Deiche einfach immer höher?

Wie lange man das fortsetzen kann, wird man sehen müssen. Wo die Entwicklung hingehen kann, sieht man in den Niederlanden: Dort hat man das gesamte Ijsselmeer abgedeicht. Entsprechend kann man sich fragen, ob man eines Tages in Bremerhaven die Wesermündung mit einem enormen Bauwerk abdeichen muss – oder stattdessen großflächig bewohnte und bewirtschaftete Regionen aufgibt. Noch sind wir davon aber weit entfernt.

Sie wollen mehr Dächer begrünen. Kommt man damit gegen die Schäden an, die mehr Wohnungsbau mit sich bringt?

Grüne Dächer helfen mit Sicherheit. Sie nehmen das Wasser wie eine Schwamm auf und geben es langsam, aber nur teilweise wieder ab. Ein anderer Teil verdunstet und mäßigt damit Hitzeperioden. Man muss aber auch darüber nachdenken, Flächen wieder zu entsiegeln.

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