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heute in bremen„Europa ist ebenfalls betroffen“

Foto: Fian

Roman Herre, 45, arbeitet für die Menschenrechtsorganisation FIAN und reist dafür in Länder, in denen Landraub geschieht.

Interview Teresa Wolny

taz: Herr Herre, welche Regionen sind besonders vom Landgrabbing betroffen?

Es ist wichtig zu erwähnen, dass Landgrabbing weltweit stattfindet. In Afrika und Südostasien sind die Fälle besonders extrem, Europa ist jedoch ebenfalls betroffen. In Ostdeutschland etwa gibt es zwar nicht so eine harte Vertreibung wie in Sambia, aber auch dort sind internationale Finanzinvestoren auf Kosten der lokalen Landwirte mit Tricks an Ackerland gekommen.

In welchen Fällen handelt es sich dabei um Menschenrechtsverletzungen?

Erst einmal muss geklärt werden, auf welche Menschenrechte man abzielt. Partizipations- und Teilhaberechte werden auch bei großen Landtransfers in Deutschland infrage gestellt und auch hier muss darüber nachgedacht werden, ob und wie unsere Ernährung in Zukunft gesichert wird, wenn große Finanzinvestoren Zugriff auf das Ackerland haben. Im globalen Süden geht es dagegen um die gewaltsame Vertreibung, wo den Menschen mit der Möglichkeit, sich selbst zu ernähren, auch ihr Recht auf Nahrung genommen wird. Bei einem ex­tremen Fall, mit dem ich mich beschäftigt habe, wurde in Kambodscha ein ganzes Dorf erst mit Benzin besprüht und dann angezündet.

Gibt es politischen Druck, um eine derartige Praxis zu verhindern?

Vortrag „Landgrabbing und die Folgen für die lokale Bevölkerung“, 18 Uhr, Übersee-Museum

Da geht es in beide Richtungen. Gerade, was die Privat- und Finanzwirtschaft angeht, geht es eher noch weiter in Richtung Deregulierung. Oft reguliert der Staat etwa bei Pensionsgeldern, die weltweit angelegt werden, nur die finanziellen Risiken, man müsste aber auch menschenrechtliche und ökologische Risiken mit in den Blick nehmen. Die Durchsetzung solcher Regelungen ist auch Teil unserer Arbeit und es gibt durchaus auch positive Beispiele, in denen Land zurückgegeben wurde oder gar nicht erst an Investoren ging. Die Landrechtsverteidiger, die wir bei diesem Kampf unterstützen, schweben dabei oft in Lebensgefahr.

Können wir als VerbraucherInnen etwas gegen Landgrabbing tun?

Das ist sicher eine Mammutaufgabe und es ist fatal, so zu tun, als ob es am Verbraucher läge, dieses Problem zu lösen. In allererster Linie ist hier die Politik gefragt. Gut ist aber auch, lokale Bauern zu unterstützen und sofern der Geldbeutel es hergibt, sich an fair gehandelte Produkte zu halten.

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