heute in bremen: „Eine Siedlung unter dem Fußballplatz“
Dieter Bischop, 51, ist Archäologe in in der Landesarchäologie Bremen.
Interview Teresa Wolny
taz: Herr Bischop, was können Sie denn heute Neues von den Grabungen in der Innenstadt berichten?
Dieter Bischop: Es geht um die Grabungen aus dem vergangenen Jahr, etwa bei Kühne und Nagel, in der Neustadt oder auf dem Gelände von Radio Bremen, wo wir oft Kaimauern aus der frühen Neuzeit zwischen dem 12. und dem 18. Jahrhundert nach Christus gefunden haben. Und unter einem Fußballplatz in Huchting haben wir beispielsweise eine germanische Siedlung aus Zeiten der Chauken gefunden.
Chauken?
Das war ein germanischer Stamm, der dort bis zum vierten Jahrhundert nach Christus ansässig war. Diese Gegenstände werden fast immer zufällig gefunden, wenn irgendwo gebaut werden soll. Erst letzte Woche wurden dabei bei Baumaßnahmen auf dem Gelände von Radio Bremen wieder Kaimauern gefunden.
Wie unterscheiden sich eigentlich Reste von Kaimauern von gewöhnlichem Gestein?
Die Kaimauern sind besonders dick und vorne mit Sandsteinen ummantelt. Außerdem sind sie mit Eisenankern verbunden, damit das Hochwasser sie nicht unterspülen kann.
Was erzählen diese Mauerreste?
Vortrag: „Neues von den Grabungen in der Innenstadt“: 20.15 Uhr, Haus der Wissenschaft, Mitglieder frei; Nichtmitglieder 2,50 Euro; ermäßigt 1,50 Euro
Die Funde spiegeln gut die Entwicklung der Schlachte und die Prosperität der Handelsschifffahrt Bremens wieder. Als die Stadt in der Neuzeit florierte und die Weser für die Schiffe immer weiter rausgedrückt wurde, mussten eben auch immer neue Kaimauern gebaut werden.
Waren zuletzt Funde dabei, die Sie als Archäologen noch überrascht haben?
Bei Kühne und Nagel hat mich gewundert, dass noch so viele Reste von den alten Gebäuden, die früher am Tiefer standen, so gut erhalten geblieben sind. Verschiedene Steine sind mit Reliefs im Stil der Weser-Renaissance gefunden worden. Sie helfen, die alten Fassaden zu rekonstruieren. Aufgrund der Baumaßnahmen wurden sämtliche Reste mit dem Bagger weggerissen, sie wurden aber vorher mit 3D-Aufzeichnungen detailgenau dokumentiert.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen