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heute in bremen„Das Nichtstun nutzen“

Vortrag Heike Mumm spricht über den Trend, Stress durch Achtsamkeit zu reduzieren

Heike Mumm

53, ist Diplom-Biologin, MBSR- (Mindfulness-Based Stress Reduction) und Yogalehrerin.

taz: Frau Mumm, sind Sie oft gestresst?

Heike Mumm: Nein, denn ich weiß, was ich tun kann, damit kein Stress aufkommt. Früher habe ich mir selbst zu viel aufgebürdet und wollte einem unpassenden Selbstbild entsprechen. Ich wollte alles perfekt machen und viel Leistung bringen.

Was passiert eigentlich bei Stress im Körper?

Es werden Stresshormone ausgeschüttet, die von der Natur dazu gedacht sind, uns in lebensbedrohlichen Situationen handlungsfähig zu machen. Wenn ein Mensch in der Steinzeit von einem Säbelzahntiger verfolgt wurde, halfen diese Hormone ihm zu handeln und wegzurennen. Solche gefährlichen Situationen sind heutzutage eher selten. Trotzdem werden in Situationen, in denen wir unter Druck stehen, Stresshormone ausgeschüttet. Anders als der Steinzeitmensch, der sich abends ans Feuer setzte, geben wir unserem Körper zu wenige Möglichkeiten, wieder runterzufahren.

Was sind die Symptome?

Häufig führt Stress zu Magenproblemen, Schlafstörungen oder Herz-Kreislauf-Erkrankungen. Der Körper fährt bei Dauerstress viele Funktionen herunter, um Energie einzusparen. Leider nehmen viele Menschen die Warnsignale ihres Körpers gar nicht als Stressreaktion wahr. Erst muss ich erkennen, dass ich gestresst bin, dann muss ich die Gründe dafür kennenlernen und erst dann kann ich dem Stress entgegenwirken.

Was kann ich im Alltag tun, um den Stress zu reduzieren?

Man kann sich kleine Oasen schaffen, in denen man das Nichtstun nutzt und sich auf den Moment einlässt. Wenn Sie zum Beispiel auf den Bus warten, können Sie das Smartphone in der Tasche lassen und einfach nur die Umgebung und den eigenen Körper wahrnehmen. Atmen Sie ruhig durch, schließen Sie vielleicht die Augen und spüren Sie Ihren Körper. Wer das übt, kann deutlich gelassener durch den Alltag gehen. Vermeiden Sie es, dem Bus hinterherzuhetzen, und warten Sie auf den nächsten oder gehen Sie auch mal zu Fuß und konzentrieren sich dabei nur auf das Körpergefühl beim Gehen.

Kann jeder Achtsamkeit lernen?

Natürlich. Sofern man Zeit zum Üben hat. Die Leute erfahren in meinen Kursen, wie sie sich auf den Moment einlassen können. Außerdem lernen sie herauszufinden, welche Situationen sie konkret unter Stress setzen.

Interview: Vanessa Reiber

10 Uhr, Baumwollbörse, Wachstraße 17

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