piwik no script img

heute in Hamburg„Ein gigantischer Bedarf“

Wohnen Gut, dass die Saga Bilanz zieht, sagt eine Anwältin: Aber was passiert mit dem Gewinn?

Foto: privat
Eve Raatschen

56, ist seit 1993 Anwältin beim Mieterverein „Mieter helfen Mietern“. Ihre Spezialität sind Schönheitsreparaturen.

taz: Frau Raatschen, das städtische Wohnungsunternehmen Saga/GWG macht heute eine Bilanz-Pressekonferenz, wie man es von privatwirtschaftlichen Unternehmen kennt. Ist das ein Widerspruch?

Eve Raatschen: Letztendlich ist die Saga ein privatwirtschaftliches Unternehmen, nur dass es zu 100 Prozent in städtischer Hand ist. Eine Bilanz ist richtig, um zu überprüfen, ob alles mit rechten Dingen zugeht. Interessant ist zu schauen, wie hoch die Gewinne sind, in der Vergangenheit kam da ja einiges zusammen. Die Frage ist, was passiert mit dem Geld? Es gibt ja immer wieder die Vermutung, dass das an den Hamburger Haushalt abgeführt wird, statt es den MieterInnen zugute kommen zu lassen.

Hat der verstärkte Neubau Effekte auf den Wohnungsmarkt?

Nein, dafür kommt das viel zu spät und viel zu wenig, um den mittlerweile gigantischen Bedarf zu decken. Das wirkt erst langfristig.

Erfüllt die Saga ihren Auftrag, Leute mit geringem Einkommen mit Wohnungen zu versorgen?

Im Vergleich zu anderen ist die Saga immer noch preisgünstig. Für viele ist das aber trotzdem zu teuer. Die Aufgabe eines kommunalen Wohnungsunternehmens ist es, Wohnungen neu zu bauen für Menschen, die nicht so viel bezahlen können. Bei Bestandsmietern hält die Saga sich meist an den Mittelwert des Mietenspiegels, anders ist das, wenn sie modernisiert. In diesem Fall ist sie nicht an den Mietenspiegel gebunden. Das kann zu Mieterhöhungen von drei bis vier Euro pro Quadratmetern führen.

Kritiker sagen, dass viel mehr dringend Wohnungssuchende zum Zuge kommen sollen.

Wir brauchen ganz viel Neubau, aber zu erschwinglichen Preisen. Es gibt die Möglichkeit, die Wohnungen nur an vordringlich Wohnungssuchende zu vergeben. Es gibt laut Diakonie 4.000 dringliche Wohnungssuchende, die keine Wohnung haben.

Mit welchen Problemen kommen Saga-MieterInnen zum Mieterverein?

Leider sehr häufig mit Mängeln. Da fragt man sich schon, warum wird das viele Geld, das da verdient wird, nicht in die Instandsetzung investiert. Dann gibt es viele Mieterhöhungen etwa durch Wärmedämmungen, die die Miete schon mal um bis zu 150 Euro ansteigen lassen. Schließlich ist die Saga sehr rigide dabei, bei Zahlungsrückständen zu kündigen. Da würde ich mir mehr entgegenkommen wünschen. Denn wer bei der Saga rausfliegt, landet auf der Straße.Interview: lka

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen