piwik no script img

heute in Bremen„Nehmen, was kommt“

Vortrag Über Ausmaß, Motive und Konsequenzen beim Berufswechsel diskutiert Kevin Wolnik

Foto: privat
Kevin Wolnik

27, ist wissenschaftlicher Mitarbeiter beim Institut für Arbeit und Wirtschaft der Universität sowie der Arbeitnehmerkammer in Bremen.

taz: Herr Wolnik, warum wechseln Menschen ihre Berufe?

Kevin Wolnik: Es gibt verschiedene Antworten auf diese Frage. Im Großen und Ganzen zeigen sich drei Muster: Menschen, die aus Eigeninitiative ihren Beruf wechseln, die sich aus familiären Gründen einen anderen Job suchen und die zum Wechsel gezwungen werden, wenn etwa der Betrieb geschlossen wird.

Für wen lohnt sich der Wechsel?

Die Befragten konnten den Wechsel zum Beispiel nach Gehalt, Gesundheit, Zufriedenheit oder familiärer Kompatibilität bewerten. In fast allen Lebensbereichen sind Menschen benachteiligt, die zum Wechsel gezwungen sind. Sie bemängeln schlechte Gesundheit und Unzufriedenheit. Leute hingegen, die eigeninitiativ wechselten, freuen sich über positive Folgen. Sie konnten auch nach ihren Bedürfnissen entscheiden, wie höheres Einkommen, Wunschberuf oder mehr Freizeit.

Und wer kommt am schlechtesten weg?

Das sind alle, die aus betrieblichen Gründen gezwungen sind oder aus familiären Gründen wechseln.

Welchen Grund hat das?

Die Gruppe der familiären Wechsler besteht zum Großteil aus Frauen, die beispielsweise eine Elternpause genommen haben. Die haben allgemein ein großes Problem beim Wiedereinstieg ins Berufsleben.

Wie äußert sich das?

Zum Beispiel beim Lohn. Frauen bekommen im Vergleich zu Männern weniger Gehalt. Nicht nur, weil sie häufiger eine Halbtagesstelle haben. Der Bruttostundenlohn ist geringer.

Und bei den anderen Bereichen, wie sieht es dort aus?

Die Vereinbarkeit von Beruf und Familie ist höher als bei Menschen, die aus Eigeninitiative wechseln. Frauen hingegen schneiden in allen anderen Bereichen schlechter ab.

Woran liegt das?

Da haben wir eine Vermutung, die wir heute auch besprechen wollen. Etwas salopp formuliert, kann es daran liegen, dass Frauen gezwungen sind, zu nehmen, was kommt. Diese Jobs liegen dann deutlich unter ihrem eigentlichen Qualifikations­niveau.

Interview Florian Schlittgen

16:00 Uhr, Uni Bremen, Wiener Straße 9, Raum W0060

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen