heute in Bremen: „Wir erfassen Kompetenzen“
DISKUSSION Bildungsforscherin diskutiert über den Leistungsstand an Bremer Schulen
53, Professorin für Erziehungswissenschaften, Direktorin des Instituts zur Qualitätsentwicklung im Bildungswesen, Humboldt-Uni, Berlin.
taz: Frau Stanat, warum landet Bremen in den Studien zum Bildungsstand von Schüler*innen meist auf dem letzten Platz?
Petra Stanat: Bildungsstudien sagen grundsätzlich nichts über die Gründe aus, warum Schüler und Schülerinnen eines Bundeslands auf einem bestimmten Leistungsniveau sind. Was wir erfassen, sind Kompetenzen durch Bildungsmonotoring – also einer längeren, kontinuierlichen Erhebung.
Wenn aus der Studie nicht die Gründe für ein Leistungsniveau erfahrbar werden, für was ist sie dann gut?
Die Studie ist ja keine punktuelle Erhebung, sondern ein längerer Prozess. Wir können aus ihr herauslesen, wie sich die Kompetenzen entwickelt haben und wo sie dem Mindeststandard entsprechen. Und wo nicht.
Wie sinnvoll ist ein bundesweiter Vergleich überhaupt, wo doch die Länder unterschiedlich funktionieren?
Entscheidend ist nicht der Ländervergleich: Die Studie erlaubt vielmehr, für jedes Land das Niveau zu bestimmen – und festzustellen, wie es sich entwickelt, ob es steigt oder sinkt. Hamburg hat sich zum Beispiel in Mathematik verbessert. Daran lässt sich anknüpfen, indem man schaut, was dort verändert worden ist.
Also geht es doch darum, die Gründe zu ermitteln?
Selbstverständlich ist die Studie dafür ein Hilfsmittel, und wir arbeiten hier eng mit den Ländern zusammen: Als zum Beispiel bei einem Monitoring in Brandenburg die Englisch-Resultate schwach waren, wurde dort mit Lehrerfortbildung reagiert. Das scheint geholfen zu haben – auch wenn sich der kausale Zusammenhang nicht mit Bestimmtheit behaupten lässt.
interview Florian Schlittgen
„Abgehängt?“: Bildungsexpertin Petra Stanat diskutiert mit Studierenden, Schülerinnen und Schülern über den Leistungsstand an Bremer Schulen, Stadtbibliothek, 16 Uhr
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