herzensort: Sitzenbleiben, innehalten
Sie steht am Rand des Feldwegs über dem Dorf, in dem ich aufgewachsen bin: die Bank aus zwei halben Baumstämmen, einer als Sitzfläche, einer als Lehne, und zwei Stümpfen als Füße. Keine, die schon etwas morsch ist oder auf der sich Flechten ausbreiten. Keine, die halb zerfällt oder bei der eine Latte der Sitzfläche fehlt. Entweder bleibt diese Bank seit Jahren wie durch ein Wunder in einem sehr guten Zustand – oder der Dorfverschönerungsverein hat sich ihrer angenommen.
Unzählige Male habe ich sie aufgesucht: Wenn ich als Teenagerin sauer auf meine Eltern war und Abstand brauchte. Für eine kurze Verschnaufpause während meiner ebenso kurzen Jogging-Phase. Oder mit Freundinnen aus der Stadt, um ihnen die Aussieht über die Felder und Nachbardörfer und das etwa zehn Kilometer entfernte Göttingen zu zeigen. Da ist die ländliche Ruhe und gleichzeitig die so nah wirkende Stadt. Mir und ihnen beweise ich damit: In der Ödnis sind wir hier nicht.
Länger schon bin ich nicht mehr zielstrebig zu ihr hinspaziert, sondern nur dran vorbei. Vielleicht wäre es mal wieder an der Zeit, Halt zu machen. Clarissa Hofmann
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