herzensort: Wanderers Freundlichkeit
Die steilen Stufen, die mit Holzbrettern in den Berg gerammt wurden, rauben mir beim Aufstieg den Atem. Die Bäume werfen kühlenden Schatten, links die steile Felswand. Gleich sind wir oben auf dem Reitstieg und vor mir die Aussicht auf die Sandsteinfelsen, die sich schroff und zerfurcht aus der Landschaft der Sächsischen Schweiz heben.
Dann muss ich zur Seite treten, eine Familie quert den Weg. „Hallo!“, grüßen wir uns. Es ist eine ehrliche Freundlichkeit, mit der wir uns anlächeln. Plötzlich gehen die nächsten Stufen einfacher, und ich wundere mich: Warum nur holen gerade Wanderwege so viel Freundlichkeit aus Menschen hervor? Hier mitten in der Natur ist es so leichter, mit Fremden ins Gespräch zu kommen, sich zu grüßen, sich wohlwollend zu begegnen. Ist es die Bewegung, oder haben das Grün der Bäume, die frische Luft direkt einen beruhigenden Effekt? Vielleicht sind wir freundlicher, wenn die städtisch-sensorische Überforderung mal Pause hat. Auch diesmal verebbt der Effekt, sobald wir in der naheliegenden Kleinstadt in die Räume des Alltags treten – die Verschlossenheit ist wieder da. Dabei müsste sie gar nicht. Adefunmi Olanigan
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