herzensort: Ruhestätte im Großstadttrubel
Wenn ich durch den Eingang mit dem weit geöffneten Tor laufe, stolpere ich direkt aus dem Feierabendverkehr auf eine kleine Insel der Ruhe. Eben noch waren da der Straßenlärm und Menschen, die nach Hause hetzen. Und dann stehe ich mitten in der Natur und höre nichts als rauschende Blätter und zwitschernde Vögel.
Ich bin in Berlin-Charlottenburg, auf dem Evangelischen Luisenfriedhof I, wo das Grab meiner Oma liegt. Es befindet sich nur wenige Schritte von einer Hauptstraße entfernt und doch wirken die Autos unendlich weit weg. Die alte Mauer ringsum wirkt wie ein Schutzschild gegen den Großstadttrubel. Auch die Tiere spüren das. Zwischen den Gräbern begegnen mir Kellerasseln, Krähen und erstaunlich oft streunende Katzen.
Am Grab harke ich Laub oder gieße die Blumen und kann dabei besonders gut abschalten. Nur in den dunklen Monaten holt einen manchmal der Zeitdruck der Außenwelt ein. Dann nämlich, wenn die Öffnungszeiten mal wieder so unverschämt verkürzt werden, weil sie sich – warum auch immer – am Sonnenuntergang orientieren. Valerie Braungardt
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