herzensort: Mit Schirm und Melone
„Nächste Haltestelle Winterfeldtplatz“, kündigt die Stimme im Bus an. Durch die beschlagene Fensterscheibe schaue ich ins Grau. Unten Reste vom Schnee, oben Wolken. Ich steige aus, kalte Luft strömt mir entgegen. Aber jetzt bin ich gleich da, nur einmal abbiegen, dann geradeaus. Schon von weiter weg höre ich Stimmen, Kinderrufe und Klappern. Dann sehe ich die Schirmspitzen: Streifen, in Rot und Weiß.
Mitten auf dem Wochenmarkt Winterfeldtplatz in Berlin-Schöneberg breitet sich in mir eine wohlige Wärme aus. Mir ist nicht mehr kalt. Und nichts ist mehr grau. Überall sind Farben: bunte Tulpen, rote Granatäpfel, pinke Grapefruits. Ich fühle mich lebendig, wie aus dem Winterschlaf erwacht. Ich rieche Kaffee, Käse und Gewürze. Probiere das, was man probieren darf: saftige Orangen, süße Melonen. Zum Abschluss kaufe ich Gözleme, einen türkischen Fladen, gefüllt mit Käse und Spinat.
Wo auch immer ich gerade lebe, verschlägt es mich samstagmorgens auf einen Markt. In Berlin ist die Auswahl besonders groß. Als ich gehen will, kommt eine Frau auf mich zu, bleibt abrupt vor mir stehen. „Darf ich dir die Zukunft vorhersagen?“ Johanna Weinz
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