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hertha-countdownNoch ein paar Stunden

Gegen Gewalt und Pyrotechnik

Eigentlich ist das Kürzel OFC schon vergeben – an die Offenbacher Kickers. Hertha BSC hat sich trotzdem nicht gescheut, OFC, was für Offizielle Fanclubs stehen soll, in Berlin einzuführen. Mit dieser Initiative möchte Hertha rechte Gewalt im und vor dem Stadion bekämpfen. Für die 631 Fanclubs der Hertha heißt das, sich per Unterschrift als handzahm zu erklären.

Der Fanbeauftragte Carsten Grab hat an alle Fanclubs ein Schreiben gesandt, auf dem steht: Antrag auf Anerkennung als „Offizieller Fanclub“ von Hertha BSC. Die Anhänger sollen sich „gegen politische Äußerungen und Gesten“, „gegen die Anwendung von Pyrotechnik“ und „gegen Gewalt“ aussprechen. Bisher sind mehr als 180 Rückmeldungen eingetroffen.

Normalerweise bestimmen kleinere Dinge den Arbeitsalltag von Carsten Grab. Der Stadt- und Regionalplaner, der vor einem Jahr zufällig auf den Posten beim Bundesligisten rutschte, hat Probleme mit einer verloren gegangenen Fahne zu klären, Dauerkartenbesitzer zu beschwichtigen oder Rollstuhlfahrern ihre Plätze im Olympiastadion anzuweisen. Nun soll „Struktur rein“, was die Fans anbelangt.

Der Verein steht im Ruf, gewaltbereite Hools im Schlepptau zu haben. Grab sagt: „Wir brauchen mehr Selbsregulierung in der Fankurve, damit sich die paar Idioten woanders ein Betätigungsfeld suchen.“ Außerdem habe er so seine Probleme mit dem Klischee vom rechtsradikalen Hertha-Frosch. Kommt es zu Übergriffen, sei die Zeitung voll. Aber was ist mit den Vorbildlichen, meint Grab, mit dem Hertha BSC Fanclub e.V. zum Beispiel, den Treuenbrietzener Schusterjungs oder den Hertha-Gören?

Dennoch ist dem 30-Jährigen klar, dass viele Anhänger die Aktion des Vereins als Reglementierung verstehen. „Klar sagen manche, wir wollen keine Daten hergeben, aber wir versuchen, es nicht zu bürokratisch aufzuziehen.“

Wer sich nicht bereit erklärt – über die Hälfte der Clubs werden das sein –, verliert Privilegien. Dann gibt es keine Rabatte auf Fanartikel mehr, keine vergünstigten Dauerkarten, die Fan-Card zum verbilligten Einkauf in ausgewählten Geschäften fällt weg, und teilnehmen am Hertha-Cup, dem Fanturnier, an dem sich zuletzt 96 Teams beteiligten, darf man auch nicht mehr. Grab empfiehlt: „Man beißt nicht in die Hand, die einen füttert.“ Er will das nicht als Drohung verstanden wissen. MARKUS VÖLKER

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