hasenheide: Der Berliner Zaun im Kopf
Es dauert wohl noch einige Zeit, bis sich die Letzten in der Stadt von dem Berliner Spezifikum verabschiedet haben, erst mal alles einzuzäunen, was Probleme macht. 28 Jahre wurde eine ganze Stadthälfte abgeriegelt. Nach wie vor boomen Absperr- und Securityunternehmen an der Spree. Für die amerikanische Botschaft wird überlegt, den Pariser Platz zur Festung auszubauen, und auch das geplante Holocaust-Mahnmal soll hinter Zäunen verschwinden. Und das ist gut so, denkt man sich folgerichtig in Neukölln alias Berliner Bronx, da ziehen wir einen Maschendraht um die Hasenheide, und alles wird gut.
Kommentar von ROLF LAUTENSCHLÄGER
Doch nichts wird gut, löst doch ein Zaun keine Probleme. Man weiß, dass sich in dem Park Dealer festgesetzt haben und Drogen gehandelt werden. Mit Stacheldraht aber verhindert man weder die Szene, noch ist dieser ein probates Mittel gegen Rauschgiftkonsum. Allenfalls folgt der Strategie der Vertreibung, dass an anderen Orten des Bezirks süßer Duft die Berliner Luft erfüllt.
Grotesk bleibt der Zaun-Vorschlag aber auch deshalb, weil ein Zaun den Park zum Gegenteil dessen machen würde, was er ist, nämlich öffentlich und frei zugänglich. Und wie soll das praktisch aussehen? Dürfen die morgendlichen und abendlichen Jogger nur mit Pass ihr Training absolvieren, werden Fußballmannschaften nur nachweislich dopingfrei und mit DFB-Mannschaftslisten eingelassen, und können Liebespaare nur nach enterotisierendem Ausweischeck knutschen?
Die Hasenheide wurde einmal als „Volkspark“ angelegt: ein Stück Grün für alle und jeden. So what?
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