happy birthday, maja: Nich’ so schnell, kleine Biene
Die Maja-Story: Geboren in L. A., gedreht in Tokio, vermarktet von EM.TV
Es war offenbar der perfekte Ort für den Zeugungsakt der „Biene Maja“. Wie im richtigen Leben trafen sich Majas Eltern nämlich in einem kleinen Motel. Es lag im „Valley“ bei Los Angeles, hieß „Sportsmen Lodge“ und war atriumartig gebaut, mit einem Pool in der Mitte. „Der Pool war umgeben von duftenden und blühenden Sträuchern, in denen kleine Vögel und Insekten schwirrten“, erzählt einer der beiden Väter gerade so blumig, wie man es von einem, der später einmal Insekten-Jupp genannt werden sollte, erwartet.
Josef Göhlen, damals Leiter des ZDF-Kinderprogramms, saß also dort zusammen mit Marty Murphy, Disney-Zeichnerund später Playboy-Karikaturist, und sie entwarfen – Insekten
Und Flip schnalzt immer noch – hüh-hüpf, hüh-hüpf – auf und ab, Willi ruft seiner altklugen Freundin „nich’ so schnell, Maja“ hinterher und ab und an trippelt die Ameisenarmee kurz vorbei, schnappt sich eine Rübe oder einen Apfel und verschwindet wieder in einer Staubwolke.
Am 9. September feiert „Die Biene Maja“ 25-jähriges Fernsehjubiläum. Seit 1976 laufen die 104 Folgen nahezu ununterbrochen irgendwo – am Sonntag gibt es dann ab 10.45 Uhr im ZDF und um 13.35 Uhr im KiKa die große Geburtstagsgala.
Aber hat sie das eigentlich verdient? Sicher, sie ist seit 25 Jahren im Fernsehgeschäft und immer noch erfolgreich. Dabei ist sie eigentlich schon 89 (schon 1912 schrieb Waldemar Bonsels das Buch zur Biene). Doch das Geheimnis der „Biene Maja“ liegt vermutlich gar nicht bei ihr selbst. Schließlich ist sie eher streberhaft und politisch so korrekt, dass sich einem die Nackenhaare sträuben. Aber es gibt ja Willi, der in der Romanvorlage nicht mal vorkommt. Hätte man sich also damals nicht die Mühe gemacht, weitere Charaktere zu entwickeln, wahrscheinlich wäre Maja nicht halb so erfolgreich gewesen.
So sind es gerade die menschlichen Schwächen, wie seine Faulheit, Gefräßigkeit und Feigheit, die Willi so sympathisch machen.
Doch erst Mal musste Josef Göhlen Bonsels’ Buch überhaupt entdecken. Er tat es irgendwann in einer Pfarrbibliothek – und vergaß es wieder. Schließlich „waren damals, nach 1968, andere Stoffe gegenwärtiger“, sagt er. Irgendwann auf einer Taxifahrt mit einem Kollegen vom ORF-Kinderfernsehen kam ihm dann aber die Idee, den Stoff doch zu verwenden.
Allerdings fehlten in Deutschland die Trickexperten, Göhlen musste nach L. A.. Im kalifornischen Trickfilm-Mekka entstanden die Entwürfe, gedreht wurde später in Tokio.
Nun also das Jubiläum, und weil die Merchandising-Rechte an der Biene beim angeschlagenen Medienhandel EM.TV liegen, bricht es schwarzgelb über uns herein: Selbst Stehlampen setzen auf „den einzigartig modernen Klassiker“ und das coole Maja-Image. Dabei wird es doch auf ewig uncool bleiben, Willi rumzuschubsen und immer schneller zu fliegen als er ... HEIDI
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