hamburger szene : Auf eine Falafel-Länge
Die Sonne sengt einem jeden den letzten klaren Gedanken aus dem Kopf. Eine Falafel-Länge an der Feldstraße reicht, und man kennt sie alle: Ein bärtiger Seemann sitzt gegenüber auf der Bank und macht den Gästen ihr Essen madig. Mit Inbrunst singt er „Dönerfleisch, Gammelfleisch, drei Euro für so ’nen Scheiß, da trinkst’a lieber doch drei Bier.“ Und weiter geht der Refrain.
Der Hamburger schaut betreten auf seine Rolle, wahlweise gefüllt mit Kichererbsenklößen oder Dönerfleisch und ignoriert den Bärtigen. Ignorieren ist keine gute Strategie, denn schwupp sitzt er neben einem und präsentiert einen zerfledderten Ausweis. Er war nämlich Hauptkommissar behauptet er, zumindest bei der Polizei sei er gewesen. Und das nächste Lied wird angestimmt: „Koks wer will Koks, ist doch auch viel besser als das Dönerfleisch, pfui Deibel wer mag den so ’nen Scheiß.“ Prost, und ab von dannen.
Da steht schon der nächste auf der Matte, parkt seinen dicken Bauch auf der Tischbank, schaut ins Leere und trinkt zwei herumstehende Biere auf Ex. Auf die Proteste der Gäste, sagt er: „’Tschuldigung.“ Und weg ist er.
Aber es geht noch weiter. Ein Pärchen, beide hager und ausgemergelt, beginnen wild zu streiten. Es fliegen erste Pommes und Döner-Fetzen auf die Nicht-Beteiligten. Bierflaschen gehen zu Bruch. Der hagere Mann greift in die Scherben. Blut strömt über seine Hände. Wozu noch ins Kino, das war um Längen der bessere Film. RABEA WACHSMANN