hamburg heute : „Fußball ist ein Motor“
Joachim Bornemann, der Regisseur von „Sankt Pauli!“, über die große Party am Millerntor
taz: Herr Bornemann, es wird kritisiert, Ihr Film habe keine Dramaturgie.
Joachim Bornemann: Das sehe ich nicht so. „St. Pauli!“ ist ein Film über den Stadtteil, die Menschen dort, sowie über das Millerntorstadion und den Spieltag, an dem der FC St. Pauli wieder in die Zweite Bundesliga aufgestiegen ist. Also mehr als nur ein Fußballfilm. Wir wollten die Vielfalt in dem Stadtteil einfangen.
Ist es Ihnen gelungen?
Ja, zum Teil. Alles kann natürlich nicht einfangen werden, dafür ist St. Pauli zu vielfältig. Wir haben uns auf das Millerntorstadion und das, was in den umliegenden Vierteln geschieht, konzentriert: Die Herzlichkeit, Offenheit und Kommunikationsfähigkeit.
Es heißt, die Atmosphäre im Stadion sei nicht mehr die selbe: Der Fußball rücke in den Hintergrund, die Spiele seien eine nur eine große Party.
Aber nur augenscheinlich. Viele Fans kommen, um mit alten Bekannten zu reden, während gespielt wird. Fußball ist ein Motor, aber eben nicht mehr der einzige. Dieses Spannungsfeld und das Lebensgefühl faszinieren mich.
Wie die rebellische Fanszene?
Ja, die lässt sich nichts vorschreiben: Als der Millerntor-Taler als Zahlungsmittel im Stadion eingeführt werde sollte, da meinten die Fans: Ne, wir wollen das nicht. Nach sechs Wochen war das Thema tot.
Ihr Film wurde am Millerntor vorgeführt. Wie war es?
Großartig. Es waren knapp 2.800 Leute da. KÜBRA YÜCEL
Abaton: 20Uhr, Gäste: Regisseur und Kameramann
JOACHIM BORNEMANN, 42, Regisseur