hallo, michael thalheimer: wir müssen ihnen was sagen!
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Herr Thalheimer, wir waren vor ein paar Tagen in Ihrer Inszenierung von „Faust – der Tragödie erster Teil“ im Deutschen Theater in Berlin. Nun ist ja allgemein bekannt, dass Sie absolut die neue deutsche Theaterhoffnung sind und dass die Kritiken zu all Ihren Arbeiten sich stets vor Begeisterung überschlagen. Hm … Wir wollen nun auch nicht als Kretins darstehen und singen also im Jubelchor mit: Wahnsinn, was Sie für tolle Ideen haben! Den Schüler von einem Greis spielen zu lassen – das ist ja so hoch originell, dass es kaum zu fassen ist! Den Faust jeden Text völlig unverständlich zerschreien und dabei wie einen Affen zappeln zu lassen – auf so was muss man erst einmal kommen! Und überhaupt: Mephisto in ausgebeulter Jogginghose – ein wahrer Geniestreich, ein empörender Tabubruch, der viel Mut erfordert! Und dann der Höhepunkt: die Gretchenfrage-Szene in vier fünf oder sechs – ach, wir haben irgendwann einfach aufgehört zu zählen – gebrüllten, geheulten, gehechelten Varianten hintereinander – dem wohnte eine scheinbar magische Kraft inne, die im Betrachter … bla, bla, bla …