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günter grass: bittere niederlage des geistes

Was für eine verheerende Niederlage. Seit dem 11. September 2001 wartet die Nation auf ein Wort des größten Warners und Mahners deutscher Zunge. Doch blieb der Literaturnobelpreisträger bislang stumm. Stattdessen arbeitete Günter Grass mit hamstereifriger Zähigkeit an einem schwerintellektuellen Essay, einer aufrüttelnden Rede, die sich aller Probleme dieser düsteren Zeit annehmen sollte. Wollte Grass doch den Feuilleton-Diskurs im Handstreich übernehmen, um ihn als Leitdenker anzuführen und in die notwendigen Bahnen zu lenken. Ein Finale furioso sollte es werden und alle Konkurrenten auf den Posten des deutschen Weltweisen in ihre Schranken verweisen. Bis dahin verkniff sich der Altmeister der Baskenmützen-Debatte jedes Wort in der Öffentlichkeit. Ruhe, Stille, Schweigen in Lübeck. Wie bricht es da gestern über ihn herein, wird er infam ins Licht der Öffentlichkeit gezerrt: Vom Tabakforum wurde Günter Grass zum „Pfeifenraucher des Jahres 2000“ gewählt, die Auszeichnung wurde ihm am gestrigen Abend in Lübeck überreicht.

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