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gleichstellungsgesetzFrauenförderung im Straßenbau

Eine kleine Quizfrage: Wie viele Frauen haben sich wohl in die Vorstände der hundert größten deutschen Unternehmen vorgearbeitet? Antwort: genau eine. Ob Daimler, Deutsche Bank oder die Allianz – die „Entscheider“ sind Männer. Leider ist es kein Klischee, dass in den Chefetagen nur die Chefsekretärinnen weiblich sind.

Kommentarvon ULRIKE HERRMANN

So viel Macht und Bequemlichkeit wird nicht freiwillig preisgegeben – und so wehrt sich „die Wirtschaft“ vehement dagegen, dass die weiblichen Chancen politisch erhöht werden könnten: Bloß kein Gleichstellungsgesetz! Kaum war die rot-grüne Koali- tion im Amt, wurde dies Kanz- ler Schröder und Wirtschaftsminister Müller sofort nahe gebracht.

Trotzdem stellte Frauenministerin Bergmann gestern erste Eckpunkte für ein Gleichstellungsgesetz in der Privatwirtschaft vor. Doch was wie ein Affront gegen die Unternehmen aussehen könnte, ist tatsächlich der konsequente Transfer des „Modells Schröder“ in weitere Politikbereiche. Per Gesetz wird freiwilliger Konsens verordnet. Die Tarifpartner sollen sich harmonisch einigen.

Doch wie sich schon leidvoll bei den Atomgesprächen zeigte, kommt Konsens nicht von alleine. Wichtig ist das staatliche Drohpotenzial, um sich auf das politische Endziel zuzubewegen. Und so wird der sanfte Zwang der „gesetzlichen Mindeststandards“ angekündigt, falls sich Gewerkschaften, Betriebsräte und Unternehmer nicht von allein zur Frauenförderung entschließen können.

Doch wie bei den Atomkonsensgesprächen ist der Regierungsdruck auch hier mehr scheinbar als real: Die „frauenpolitischen Mindeststandards“ wirken seltsam vage. Hauptsächlich wird damit gedroht, Aufträge des Bundes künftig nur noch an die Firmen zu vergeben, die ihre Mitarbeiterinnen fördern.

Eigentlich sogar eine gute Idee: Der Staat nutzt seine Macht als Kunde, um bei den Betrieben die gewünschte Politik durchzusetzen. Nur: In einigen Bundesländern ist dies schon umgesetzt. Und die Erfahrungen sind ernüchternd. Denn der Staat gibt sein Geld fast nur in einer einzigen Branche aus: im Baugewerbe. Dort finden sich aber kaum Frauen, die gefördert werden könnten. Wo aber Frauen an die berühmte „gläserne Decke“ stoßen, da ist der Staat als Nachfrager oft kaum präsent – etwa bei Banken und Versicherungen.

Und so ist leider zu prognostizieren, dass die Antwort auf die kleine Quizfrage noch lange so ausfallen wird wie bisher.

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