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Archiv-Artikel

gast werden bei britt von FRANK M. ZIEGLER

Es war am vergangenen Donnerstag beim Arbeitstrinken. Gerade wollten wir uns die Rechnung einpacken lassen, da stand er plötzlich am Tisch: Peter! Schwarze Haare, schwarzer Stoppelbart, schwarze Designerbrille. Den Rest weiß ich nicht mehr. Ich war ja betrunken.

Arbeitskollegin Vera war ebenfalls betrunken. Der schwarze Peter war nüchtern. „Na, ihr seid ja ein lustiges Paar“, rief er kumpelhaft, als uns das Kleingeld runterfiel und wir beim Bücken mit den Köpfen zusammenstießen. „Ich bin der Peter!“ Ich glaube mich dunkel daran zu erinnern, dass Vera und ich daraufhin lallend rätselten, welcher Peter er denn genau sei: Peter Alexander, Peter Pan, Peter Chensmondfahrt …

Das fand der Peter wohl „total voll lustig“ von uns. Und deshalb rückte er auch gleich mit seinem „echt interessanten Angebot“ raus: „Ich suche nämlich Leute für Talkshows“, erklärte er munter. „Für die Britt.“ Die „Britt“, so glaubte Vera zu wissen, sei aber schon längst abgesetzt, und das zu Recht, denn die Britt sei doof und heiße wie ein Klebestift. Der schwarze Peter versicherte jedoch, die Britt sei gar nicht wirklich doof und talke immer noch fleißig jeden Werktag um 13 Uhr bei Sat.1. Deshalb sei er hier: Die Britt brauche nämlich dauernd neue tolle Talkgäste, und sein Job sei es, die zu finden. Ob wir noch zwei Kölsch haben wollten?

Vera und ich teilten Peter lallend mit, dass wir selbstverständlich noch zwei Kölsch haben wollten, es aber juristisch etwas fragwürdig fänden, wenn er uns alkoholisiert einen Vertrag mit „Britt“ unterschreiben ließe. Da jedoch lachte der schwarze Peter wieder sein fröhliches Peterlachen und versicherte, die Verträge mache er gar nicht, die mache die Redaktion, und die würde uns anrufen, wenn wir ihm nur unsere Telefonnummern gäben. Wir zögerten. Man kann ja nicht jeder Designerbrille seine Nummer geben.

„Was sollen wir denn da machen bei der Britt?“, wollte ich vorsichtig wissen, während ich gierig zur Theke und den Kölsch schielte. „Ja nun“, erwiderte Peter, der auffallend viele Sätze mit „Ja nun“ begann und auch sonst irgendwie einem Buch von Sven Regener entsprungen sein könnte. „Da sollt ihr nur ein bisschen schauspielern. Zu einem Thema. Das schafft ihr schon.“ Wie sich auf weiteres Nachfragen herausstellte, dachte Peter dabei an Themen im Stile von: „Meine Freundin ist so kacke“. „Kann ich mir das Thema auch aussuchen?“, fragte ich, „Puppentheater fänd ich gut. Über Puppentheater weiß ich viel.“ Peter bezweifelte jedoch, dass „die Britt“ in nächster Zeit viele Sendungen zum Thema Puppentheater machen würde. „Wir suchen sowieso vor allem Leute, die zu zweit kommen. Als zerstrittenes Paar.“

Vera und ich sind allerdings gar kein zerstrittenes Paar. Sie ist glücklich verlobt, und ich finde keine gescheite Freundin, weil ich Puppentheater mag. Peter schlug uns zwar noch vor, wir könnten ja einfach so tun, als seien wir doch ein zerstrittenes Paar, aber Vera hatte die Faxen dicke: „Zu diesen Talkshows gehen nur blöde Prolls!“ Peter ließ kurz durchblicken, dass er gedacht hatte, in uns durchaus zwei blöde Prolls gefunden zu haben. Aber da bewarf ihn Vera schon mit Bierdeckeln. Wie kriegt diese Britt eigentlich je genug Gäste in ihre Show?