g 7 & russland: Endlich reich!
Russland gehört spätestens ab 2006 zu den reichsten Staaten der Welt. Das beschloss gestern der exklusive Club der wichtigsten Industrieländer, die G-7-Gruppe. Auf den ersten Blick erscheint das manchen absurd. Immerhin steht Russland für marode Kombinate, weiträumige Verwüstungen durch Raubbau an der Natur und eine Bevölkerung, die auch mehr als zehn Jahre nach dem Zusammenbruch der Sowjetunion noch in weiten Teilen verarmt ist – zumindest nach den Maßstäben, die in den anderen G-7-Ländern gelten.
Kommentarvon REINER METZGER
Und doch ist der Beschluss der Herren Bush, Schröder, Blair und Co folgerichtig. Denn Russland ist nun einmal einer der mächtigsten Staaten der Welt – und außerdem für die G-7-Mitglieder Westeuropas nach den USA auch der wichtigste. Ob nun wegen der reichen Vorkommen an Gas, Öl und Mineralien, aufgrund des Einflusses auf andere Staaten der Exsowjetunion oder aber wegen des immer noch erheblichen Potenzials der Atom- und Rüstungsindustrie: Russland möglichst eng in das westliche System einzubinden ist kein Fehler.
Aber es geht hier nicht nur um Strategie, es geht auch um Geld: Mit über 140 Millionen Menschen ist Russland der potenziell größte Markt Europas. Den gilt es zu sichern. Die G-7-Staaten haben mit der Aufnahme entschieden, dass das am besten schnell geschieht – und mit der Regierung von Präsident Putin. Damit siegt wie zu erwarten die Realpolitik über allerhand Bedenken: von der Menschenrechtslage in Putins Reich über seinen ererbten Krieg in Tschetschenien bis zur mangelnden Unabhängigkeit von Justiz und Presse. Für die G-7-Regierungen bleibt nur zu hoffen, dass die westliche Marktwirtschaft den Eliten Russlands auf Dauer vielversprechend genug erscheint – dann erkennen sie vielleicht, dass sich mit einer Demokratie westlicher Prägung am besten Geld verdienen lässt.
ausland SEITE 10
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen