flughafen: Drum prüfe, wer sich lange bindet
Kurz die Fakten: Mitten in der „Hauptstadt!“-Euphorie beginnt die Berlin-Brandenburg Flughafenholding (BBF) 1992 mit der Planung für einen Großflughafen, angelegt auf 60 Millionen Passagiere pro Jahr. Man entschließt sich, Schönefeld auszubauen und dafür die beiden anderen City-Flughäfen zu schließen. Privat soll der Großflughafen finanziert werden, 8 Milliarden Mark soll er kosten.
Kommentarvon PHILIPP GESSLER
Seitdem ist zuerst der Vergabebescheid an das Hochtief-Konsortium gescheitert, dann der Versuch, die Investoren durch Konkurrenz zu hohen Kaufgeboten zu verleiten. Die ehemaligen Konkurrenten besaßen dieses Jahr die Frechheit, zusammen nur 50 Millionen Mark für das Recht zum Bau des Single-Airports, einer möglichen Goldgrube, zu bieten. Und nun die Meldung, dass in Berlin die Zahlen für Flugbewegungen und Luftfracht massiv einbrechen.
Hinter vorgehaltener Hand bezweifeln Spitzenpolitiker in Brandenburg und Berlin schon seit Monaten, ob es überhaupt noch sinnvoll ist, den Großflughafen zu bauen. Und sie haben Recht: Es kann nicht Sinn der Sache sein, dass man einen Flughafen nach Plänen und Vorgaben baut, die längst obsolet sind. Gerade jetzt, da in den Koalitionsverhandlungen die Weichen für die Zukunft gestellt werden, muss das ganze Flughafenprojekt noch einmal gründlich neu geprüft werden. Die Stadt ist zu pleite, um auf dieser Grundlage die alten Pläne umzusetzen. Sollte die Prüfung ergeben, dass der Schönefeld-Ausbau sinnvoll bleibt, müsste man ihn um der Zukunft Berlins willen wagen. Wenn nicht, bleibt der Trost, nicht erneut in ein Milliardengrab gesprungen zu sein.
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