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Archiv-Artikel

flughafen schönefeld Scheitern als Chance

Der Ausbau des Flughafens in Schönefeld ist mal wieder mächtig ins Trudeln geraten. Wirtschaft und Politik sehen den Standort Berlin gefährdet. Dabei ist es genau umgekehrt. Im Scheitern der Großprojekte liegt eine einzigartige Chance.

KOMMENTAR VON GEREON ASMUTH

Die ursprünglichen Pläne für den Ausbau Schönefelds stammen vom Anfang der 90er-Jahre. Damals wurde ein gigantisches Wachstum für Berlin prognostiziert. Nach dem Mauerfall sollte sich allein die Zahl der Einwohner binnen weniger Jahre verdoppeln.

Längst hat sich das als Utopie erwiesen. Nicht nur die Bevölkerung, auch viele der erhofften Großinvestoren blieben aus. Konsequenterweise wird immer stärker über Zwischen- oder Nachnutzung der städtischen Brachen und leer stehender Gebäude diskutiert. Denn dort liegt das eigentliche Potenzial dieser Stadt. Ohne oder sogar gegen die offizielle Planung haben dort kleine Initiativen, ob nun aus der Kultur oder aus der Wirtschaft, bereits an vielen Ecken Fuß gefasst. Ihr Kapital ist weniger das große Geld, sondern ihre Kreativität. Stadtentwicklungssenatorin Junge-Reyer forderte unlängst zu Recht ein Ende der auf Dauer ausgerichteten Planung.

In Schönefeld ist man noch längst nicht so weit. Dabei boomt der vorhandene Flughafen seit zwei Jahren. Gerade weil der Ausbau nicht vorankommt, konnten sich dort Billigflieger ansiedeln und Schönefeld fast schon zu dem Drehkreuz mit europäischer Bedeutung entwickeln, das sich die Planer erst mit ihrem Milliardenprojekt erhoffen.

Längst muss man fragen, ob ein real existierender Airport mit Baracken-Charme nicht viel besser zu einer verarmten Metropole passt – zumindest zu einer Metropole, die genau diese Armut als Chance begriffen hat.

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