flughafen schönefeld: Wer kein Geld hat bleibt am Boden
Das Kapital sitzt am längeren Hebel. Schlappe 50 Millionen Mark, so heißt es, will das Bieterkonsortium noch für die Privatisierung der Flughafenholding auf den Tisch legen. Das stößt der öffentlichen Hand nun mächtig auf. Doch ein Druckmittel hat sie nicht. Denn das Investorenkonsortium um Hochtief und IVG ist der einzige Verhandlungspartner.
Kommentar von GEREON ASMUTH
Zwar liebäugelt Brandenburgs Ministerpräsident Manfred Stolpe nun damit, den Flughafen doch in Eigenregie von Bund, Berlin und Brandenburg bauen zu lassen und später zu verkaufen. Doch die Sache hat mehr als einen Haken.
Erstens sind Berlin und Brandenburg nun wahrlich nicht die Finanzpotentaten, die sich die 8 Milliarden Mark Baukosten leisten könnten. Genau deshalb sollte der Airport privat finanziert werden. Zweitens kann niemand schlüssig erklären, warum der fertige Flughafen einen Käufer finden sollte. Gut möglich, dass die öffentlichen Investoren auch dann zumindest auf einem Teil der Baukosten sitzen bleiben. Drittens steht das ganze Projekt seit dem Gerichtsurteil vom vergangenen Freitag auch noch planungsrechtlich auf äußerst wackeligen Füßen.
Wenn Klaus Wowereit wie gestern stupide weiter behauptet, der Flughafen werde 2007 fertig, so hat das folglich wenig Substanz. Dringend geboten wäre viel mehr der mutige Griff zum Rotstift. Wer kein Geld für einen First-Class-Ticket hat, muss Economy buchen oder am Boden bleiben. Vielleicht ist statt eines imposanten Drehkreuzes ein abgespeckter Flughafen drin. Ansonsten hilft nur eins: das ehrliche Eingeständis des Scheiterns. Aus den Bauplänen kann man vielleicht noch ein paar Papierflieger basteln.
Natürlich wird das weder die Wirtschaft noch die Innenstadtbewohner freuen, die weiter unter dem Fluglärm leiden müssten. Für die Fluggäste wäre es weniger schlimm. In Leipzig kann man schon jetzt schön abheben.
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