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fahrradverleihPrinzip Hoffnung

Nein, meint der Bahnsprecher, nach Erfahrungen aus München soll nicht zu befürchten sein, dass die Callbikes, der neue Radverleih, am Vandalismus scheitert. Ein bisschen klingt das wie das Pfeifen im Keller oder das Prinzip Hoffnung. Wer mit offenen Augen durch die Stadt läuft, sieht oft genug eingetretene Speichen und Leere dort, wo mal ein Sattel oder eine Felge war. Und was sollte gerade die neuen silber-roten Bahn-Räder davor schützen?

Kommentar von STEFAN ALBERTI

Die Bahn mag zwar nicht sagen, wie viel sie bereits investiert hat. Aber auch so liegt auf der Hand, dass die Controller des defizitären Unternehmens ein Zuschussgeschäft nicht lange dulden werden. Schlicht gesagt: Ab der x-ten kaputten Felge ist Feierabend.

Das ist zwar tatsächlich nicht zu hoffen. Doch das Projekt setzt ein Verantwortungsbewusstsein voraus, das in der Stadt nicht zu erkennen ist. Das beschränkt sich nicht auf den Fahrradklau und -vandalismus, das zeigt sich genauso in vermüllten Parks und Spielplätzen. Wenig Sinn für die schöne Idee hat schon in Amsterdam die freie Radnutzung scheitern lassen. Dort hatte die Provo-Bewegung durchgesetzt, dass stadtweit weiße Fahrräder kostenlos zur Verfügung standen – viele landeten in den Grachten.

Dabei ist die Bahn-Idee zu loben, mit Fahrrädern das zu tun, was beim Carsharing in etwas anderer Form längst möglich ist: Ein Rad auf Abruf für den Fall der Fälle, wenn das eigene kaputt oder zu edel ist oder wenn der Besuch eins braucht. Das ganze unabhängig von Öffnungszeiten und Ausleihorten, auch wenn sich erst noch zeigen muss, ob tatsächlich stets ein Rad in Reichweite ist. Zu schön, um zu scheitern – hoffentlich.

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