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fällt wegZukunftsforschung

Da Sparen in Berlin wenig mit Zukunftsvisionen zu tun hat, dafür aber mehr mit Abtragung der Altlasten, hat der Berliner Senat vergangene Woche geradezu konsequent entschieden: Die Förderung des Landes für das Institut für ökologische Wirtschaftsforschung (IÖW) und für das Institut für Zukunftsstudien und Technologiebewertung (IZT) soll eingespart werden. An beiden Einrichtungen forschen interdisziplinäre Teams aus Wirtschafts-, Sozial-, Geistes-, Natur-, und Ingenieurswissenschaften mit dem Ziel, anwendbare Konzepte für eine nachhaltige Entwicklung zu erarbeiten. Erst im vergangenen Jahr waren beide Institute vom Bundesforschungsministerium als „Kompetenzzentren der sozialökonomischen Forschung“ ausgezeichnet worden.

Beide Think-Tanks, einzigartig in der viel zitierten „Berliner Wissenschaftslandschaft“, sind bislang erfolgreiche Drittmitteleinwerber: Mit jedem Euro aus dem Landessäckel werben IÖW und IZT zusätzlich rund 12 Euro für ihre Projekte beim Bund, der EU, den Ländern und der Wirtschaft ein. Das ist laut einer DIW-Vergleichsstudie Spitzenleistung unter den außeruniversitären Forschungseinrichtungen. Der Durchschnitt liegt nach dieser Studie bei 3,60 Euro pro 1 Euro Landesförderung. Zwar bedeute der geplante Förderstopp nicht das sofortige Aus für die beiden Institute, heißt es dort. Vielmehr würden sich die negativen Folgen erst in ein bis zwei Jahren bemerkbar machen, wenn durch das fehlende Senatsgeld keine langfristigen Planungen mehr zur Anwerbung von Drittmitteln erstellt werden könnten. Denn längerfristige Akquisitionen können, so die Geschäftsführer beider Institute, aus den Mitteln der jeweils laufenden Projekte nicht finanziert werden. „Eine Konsequenz könnte sein, das diese anwendungsorientierte Nachhaltigkeits- und Zukunftsforschung mittelfristig aus der Wissenschaftslandschaft Berlins verschwindet“, befürchtet Thomas Korbun, Wissenschaftlicher Geschäftsführer des IÖW. Zwar hatte Wissenschaftssenator Thomas Flierl (PDS)bei seiner Ankündigung des Förderstopps vergangenen Dienstag die „besondere Geltung und wissenschaftliche Qualität“ der Institute gelobt. Allerdings ziehe der Senator „daraus die falschen Schlüsse“ meinen beide Institutsleiter. „Die Entscheidung des Senats kommt einer Bestrafung gerade der besonders leistungsfähigen Forschungseinrichtungen gleich“, sagte Rolf Kreibich, Wissenschaftlicher Geschäftsführer des IZT. Beide Institute halten die Senatsentscheidung für äußerst „kurzsichtig“.

An dieser Stelle stellen wir Projekte und Einrichtungen vor, die dem Rot-Rot-Stift zum Opfer fallen sollen.

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